Der Spiekerooger Tattoo Treff 2019 ist beendet – und damit auch die Veranstaltung an sich. Was am vergangenen Wochenende auf Deutschlands familiärster Tattoo Convention passierte, war ein in allen Belangen würdiger Abschied. Eine ganze Insel weinte.

Holy shit, it’s over! Es ist wirklich nur schwer in Worte zu fassen, was da an der Nordsee los war. Worte, die den Leser nicht von Beginn an in zähflüssigem Pathos ertrinken lassen. Ich werde es trotzdem versuchen.

Wenn der Pfeffi die Kehle hinab gleitet – dann ist Spiekerooger Tattoo Treff!

Zusammen mit einigen Verbündeten waren wir ja bereits einige Tage vor Beginn des 10. Spiekerooger Tattoo Treff auf der Insel. Ein bisschen eingrooven, schon mal das eine oder andere lecker Kaltgetränk (genau, PFEFFI!!!) die Kehle hinabgleiten lassen, Präsenz zeigen, den Insulanern klarmachen, dass es schon sehr bald wieder sehr bunt wird in ihrer kleinen Oase.

Und schon in diesen Tagen wurde uns klar: Dieses Jahr wird ein ganz besonderes Jahr. Die Ankündigung, dass der 10. Tattoo Treff auch der letzte sein wird, hing wie das berüchtigte Damoklesschwert über allem. „Meint ihr nicht, dass es noch weitergeht? Kommt ihr denn alle trotzdem wieder auf die Insel? Was machen wir denn hier ohne euch?“ So oder so ähnlich klangen die Fragen, die wir tagtäglich zu hören bekamen, in der Kneipe, beim Bäcker, im Supermarkt, beim Essen… Die Insel weinte, ganz leise noch. Aber das sollte sich noch ändern.

Spiekerooger Tattoo Treff: Die Familie reist an

Mitte der Woche trudelten sie dann alle ein. Die Tätowierer, die Tätowierten, die Neulinge, die alten Hasen, die Frisöre, die Shirtdrucker, die DJs, die Schaulustigen – kurzum: die Familie. Man lag sich in den Armen, lachte zusammen, klönte. Alles genau so, als hätte es die zurückliegenden zwölf Monate der räumlichen Trennung nie gegeben. Und wer ganz genau hinsah, der konnte in fast allen Augen diesen bittersüßen Schmerz erkennen, den das Ende dieser Veranstaltung für alle bedeuten würde.

Nichtsdestotrotz hatten alle Bock, diesen letzten Treff zu einem Knaller zu machen. Das wurde er letztlich auch.

Leinen los am Donnerstag

Der Startschuss zum Ablegen fiel dann wie gewohnt am Donnerstag. „Leinen los“, so das Kommando zum Aufbau in der Kogge. Das anschließende gemeinsame Abendessen (Dank an die Crew der Spiekerooger Teestube!) wurde mit dem einen oder anderen Getränk in der Stammpinte „Blanker Hans“ abgerundet. So muss das!

Segeln setzen am Freitag mit den Buntkehlchen und Nerd School

Segel setzen am Freitag: erster Tattootag und gleich volle Hütte. Alle Mann (und Frau natürlich auch) hatten von Beginn an zu tun. Ein Anblick, der mir jedes Jahr aufs Neue das Herz erweichen lässt. Egal, ob die Tätowierer im Vorfeld Termine ausmachen, Kunden mitbringen oder einfach warten, was so geht – gestochen wird eigentlich immer und von jedem.

Am Abend gab es dann erst den herzergreifenden Auftritt des Mitmachchors Spiekerooger Buntkehlchen (Chapeau, Thomas D., für Dein Achy Breaky Heart Solo), gefolgt von den unfassbar guten Nerd School, ein Duo, von dem man in Zukunft hoffentlich noch sehr viel hören wird.

Volle Fahrt voraus am Samstag: Piker-oog und DJ Battle der Extraklasse

Der Samstag war dann epochal. Tagsüber war die Kogge wieder ordentlich gefüllt, es wurden wundervolle Tattoos gestochen, während die Frisöre aus Köln (Danke an die Jungs von Aristocutz) den Willigen die Haare und Bärte schön machten.

Der Abend wurde eingeläutet mit einem kleinen Film (Piker-oog – der Film) über den Spiekerooger Tattoo Treff. Gedreht wurde dieser im Rahmen des Treffs 2016 (hier geht es zum Bericht von Reportink) von Gabriel Wunderlich. Als die Bilder mit Interviews von Tätowierern des Treffs via Beamer durch die Kogge flackerten, hatten die ersten Besucher bereits Tränen über die Wangen laufen.

Anschließend gab es den Hig der wundervollen The Smigx, ehe Veranstalter Moritz Berg mit einem kleinen Soloauftritt am Mikrofon einheizte. Das Highlight des Abends, das DJ-Gefecht zwischen den beiden Resident DJs Berg/Biene und den (digitalen) Plattenteller-Zauberern Sancho und Pancho brachte den Saal zum Beben. Es wurde getanzt bis in die frühen Morgenstunden, Soul, Funk, Pop, HipHop, Hardcore, Punkrock – you name it, we play it!

Der Moment der Wahrheit, oder: Wenn alle Dämme brechen

Irgendwann war der Moment gekommen, die aufgestaute Wassersäule in den Tränengängen rauszulassen. Thomas D. aka Pancho rührte die Anwesenden – und sich selbst – mit einer flammenden Rede („Ihr seid die Geilsten!“) zu Tränen. Alles musste, durfte, sollte raus. Ein befreiender Moment, einer der wehtat und noch wehtut, einer der sein musste und bei dem die Zeit still stand.

Alles war auf einmal vorbei. Zehn lange Jahre voller Arbeit, unzähliger Erinnerungen, Gefühle, Gespräche, Fährfahrten, Fährfrühstücke (Bier und Bockwurst forever), unzählige Pfeffirunden, „Gangtattoos“, Strandspaziergänge… die Liste ließe sich endlos fortführen. Und das alles sollte hier und jetzt ein Ende finden?

War es das jetzt? Jein!

Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz leicht. Ein dickes, fettes Jein trifft es wohl am Ehesten. Der Tattoo Treff, wie wir alle ihn über die Jahre kennen und lieben gelernt haben, ist beendet. Dafür gibt es ein Ja. Nie wieder eine Tattooveranstaltung auf Spiekeroog? Dafür gibt es – zumindest vorerst – ein Nein. Denn die Bestrebung, auf der wunderschönen Nordseeinsel auch in Zukunft den prallen Terminkalender voller Jazz und Kleinkunst mit einer eher extravaganten Veranstaltung abzurunden, die gibt es.

Klar ist, die Insel und ihre Bewohner brauchen unseren verrückten Haufen. Sei es, weil wir alle einen nicht unerheblichen Beitrag zur Erfüllung der Monetarisierungsziele beisteuern (sprich, wir bringen einen Arsch voll Kohle auf die Insel). Oder weil es nicht nur innerhalb der Familie einen kaum noch zu erlebenden Zusammenhalt gab und gibt, auch mit den Bewohnern des Eilandes selbst sind echte Freundschaften entstanden. Und die gilt es zu bewahren.

Ich vermisse euch alle jetzt schon

Einen genauen Plan, wie es weitergeht bzw. wie diese „Convention“ letztlich aussehen soll oder wird, gibt es noch nicht bzw. ist dieser noch nicht spruchreif. Ich gehe aber davon aus, dass es auch 2020 wieder auf die Insel geht. Nicht nur, um Freunde zu treffen oder Urlaub zu machen. Sondern um meine Familie zu treffen.

Ich vermisse euch alle jetzt schon!

Grüße aus Hamburg,
Norman

P.S.: Wenn es 2020 wieder in der Kogge hoch hergeht, dann will ich auch mal aufs Gruppenfoto 😉

P.S.S.: Es gab ein kleines Update bzgl. des Samstags. Der Ablauf musste noch einmal gerade gerückt werden, sorry!

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