Leo von der Naked Trust Crew aus Salzburg

Leo von der Naked Trust Crew aus Salzburg

Do, or do not – there is no “try“ <

ist ein weiser Spruch von Meister Yoda! Ein Spruch, den sich der Tätowierer Leo aus Salzburg sehr zu Herzen genommen hat.

Ich hatte die Möglichkeit etwas mit ihm zu plauschen. Was Leo mit Yodas Weisheit verbindet, erfahrt ihr hier:

FLO: Hey Leo, als erstes einmal vielen dank, dass ich dir ein wenig Zeit stehlen darf. Am 11. November 1996 hast du das Naked Trust Tattoo Studio in Salzburg (Österreich) eröffnet. Woraus ich ableite, dass du seit mindestens 16 Jahren im Tattoogeschäft tätig bist 😉 Aber ich bin mir sicher, dass du das schon weitaus länger machst… Wie bist du zum Tätowieren gekommen und seit wann genau stichst du Farbe in die Körper anderer?

LEO: Meine ersten Schritte als Tätowierer machte ich ca. 1993 bei Siri in Wien. An dieser Stelle: herzlichen Dank, Siri, dass Du mir das alles ermöglicht hast. Ich wünsche dir und deiner Familie das Allerbeste!

Ich war damals noch Porzellanmaler bei der Wiener Manufaktur Augarten-Porzellan und verbrachte jede freie Minute in seiner
Wohnung (Studios gab es damals nur 3 oder 4 in Wien, und Gewerbescheine für Tätowieren waren auch noch nicht von den Behörden erfunden worden). Es war nicht zu vergleichen mit einer Lehre, wie man sie heute in einem guten Studio machen kann. Es gab keine Fertig-Nadeln zu der Zeit, also war das erste und wichtigste Nadel-Löten zu lernen. Supplier, die einfach Maschinen zusenden gab es auch keine. Also fuhr ich mit meinem Auto von Wien nach Birmingham zu Micky Sharps und kaufte meine Farben und Maschinen. Mein erster Tätowierversuch: Auf Siris Brust die Farbe von einem Drachen nachstechen. Ich glaube, die Nase des Drachen steht heute noch 3-dimensional hervor… Es war sicher kein leichter Start aber ich möchte kein Erlebnis aus dieser Zeit vermissen.

FLO: Du bist quasi schon ein ganz schön alter Sack, was deine Tätowierjahre angeht – natürlich nicht auf dein Alter bezogen 😉 Hattest du in all den Jahren auch schon einmal den Gedanken, alles hinzuschmeissen?

LEOAller Anfang ist schwer, und nachdem ich meinen Job als Porzellanmaler gekündigt hatte, war mein Einkommen auf ca. 0,00 gesunken. Tätowieren war damals noch nicht so populär, also mussten wir auf Motorrad-Treffen und Techno-Partys nach unseren Kunden suchen. Da gab es dann ab und zu Wochen ohne Arbeit und ohne Geld und ohne Essen. Meine Wohnung war leer und ich hatte bereits alles zu Geld gemacht, was nicht fix montiert war. Zu dieser Zeit gab es sicher einige Momente, in denen ich meinen alten Job wiederhaben wollte.

FLO: Was war der Grund, dein eigenes Studio zu eröffnen? Und hattest du damals schon andere Künstler mit am Start?

LEOIch arbeitete in vielen verschiedenen Studios und nahm auch schon an meinen ersten Tattoo-Conventions teil. Auf meinen ersten Visitenkarten stand nur meine Handynummer, da ich keine fixe Basis hatte.

Zu dieser Zeit besuchte ich öfter einen Freund in Salzburg und die Stadt gefiel mir. Der ideale Standpunkt für meine Basis, dachte ich und kratzte meine Ersparnisse zusammen, um alleine ein kleines 35m2 Studio zu eröffnen.

FLO: Wie groß ist heute die Gruppe an Künstlern in deinem Studio? Und wie kam es dazu, dass es immer mehr wurden?

LEOWir sind heute insgesamt acht Tätowierer. Vor 16 Jahren begann dann auch die Popularität von Tattoos zu wachsen und ich hatte immer mehr Arbeit. Schließlich nahm ich mir meine ersten Lehrlinge, von denen Maxx heute noch ein Mitglied der Naked Trust Crew und mein bester Freund ist. So ging es mit den Jahren immer weiter. Je mehr Arbeit wir hatten, umso mehr Lehrlinge habe ich ausgebildet.

Manche blieben bei mir, andere eröffneten ihr eigenes Studio. Und langsam entstand aus Leo-Salzburg die Naked Trust Crew.

FLO: Es gibt ein Sprichwort bei dem es heißt, viele Köche verderben den Brei! Ich nehme an, auf dein Studio bezogen kannst du dem nicht zustimmen? Woran meinst du liegt das bei euch?

LEOMein Team ist nicht wie bei anderen Studios von Anfang an zusammengewürfelt, sondern hat sich langsam entwickelt. Alle 2 bis 3 Jahre ist ein neues Mitglied dazugekommen und hat sich langsam integriert.

Jeder hat bei mir das Handwerk gelernt, aber durch die verschiedenen Stile und Vorlieben lernen wir alle voneinander und entdecken immer etwas Neues. Natürlich stehen wir auch in ständiger gesunder Konkurrenz zueinander denn jeder möchte mit seinen Arbeiten auch etwas Außergewöhnliches zeigen. Ich bin nur bis zu einem gewissen grad der „Boss“ – es liegt mir fern, mich in einen Stil oder ein Motiv einzumischen. Ich sage meine Meinung aber die Ausführung, und was der Tätowierer daraus macht, ist dann seine Sache.

Durch unsere zahlreichen Gasttätowierer lernen wir auch immer etwas Neues und bekommen neue Inspirationen für unsere Arbeiten.

FLO: Du hast Grundwissen in klassischen Malerei Techniken > Malerei > Porzellanmalerei studiert. Wobei hat dir das am meisten beim Tätowieren geholfen, bzw. hilft es dir heute noch?

LEODen Grundstock meiner Ausbildung habe ich sicher durch meinen Vater, der mich schon sehr früh im Zeichnen und Malen förderte. Durch meine Ausbildung als Porzellanmaler kam ich auch in Kontakt mit der asiatischen Kunst, die ich heute in meine Tattoos einfließen lasse. Durch die klassischen Malerei-Techniken habe ich gelernt, mit Farben umzugehen – und das macht sich bei meinen Arbeiten bemerkbar.

FLO: Welche Stile sind dir besonders wichtig, und was kann ein Kunde da von dir erwarten, wenn er ein Tattoo von dir haben möchte?

LEOIch liebe den asiatischen Stil, sehe mich allerdings nicht als traditionellen Japan-Stil-Tätowierer. Meine Drachen, Kois und Geishas sind weit weg von ihren traditionellen Vorlagen.

Es ist schwer für mich, meinen Stil zu beschreiben. Es ist ein Mix aus Pin Up, Comic, Asia… Was mir wichtig ist: Man sollte meine Arbeiten erkennen, ohne den Namen lesen zu müssen.

FLO: Was macht für dich den Reiz an diesen Stilen aus?

LEOIch bin von vielen Artists beeinflusst worden, möchte aber niemanden kopieren. Es ist wichtig, seinen eigenen Weg zu finden, auch wenn es Hunderte gibt, die dich ein Stück des Weges begleiten.

FLO: Woran hast du mehr Spaß, am Tätowieren oder am Malen bzw. Zeichnen? Und wenn du dich nur für eins der beiden Dinge entscheiden müsstest, was würdest du nehmen? Und warum gerade das?

LEOBeim Tätowieren gibt es Grenzen durch die Beschaffenheit der Haut und durch die Nachbehandlung des Kunden. Wir alle wissen, was aus einem Tattoo wird, das zu lange in der Sonne gelegen hat.

Bei einer Leinwand ist das Gemalte für die nächsten 200 Jahre gleich. Aber falls ich mich entscheiden müsste, würde ich immer beim Tätowieren bleiben. Eine Leinwand kann dir das Gefühl eines glücklichen und zufriedenen Kunden, der sein Tattoo mit Stolz trägt, niemals geben.

FLO: Dass du ein alter Sack im Tattoobusiness bist, wissen wir ja jetzt – LACH… Was hat sich deiner Meinung nach in all den Jahren in der Szene verändert?

LEODas Besondere oder das Mystische einer Tätowierung, wie es noch vor 20 Jahren existierte, gibt es leider nicht mehr. Als ich vor 15 Jahren bei meiner Bank ein Geschäftskonto eröffnen wollte, wurde ich mit den Worten „wir glauben, dass sie Geldwäscher sind“ abgelehnt. Heute ist es normal und anerkannt, tätowiert zu sein.

Jeder kann eine „Lehre“ als Tätowierer beginnen und legal sein Geld verdienen. Alles entwickelt sich immer weiter. Heute kommen viel mehr Leute aus der Kunst- und Graffiti-Szene zum Tätowieren und beeinflussen die Art der Tattoos nachhaltig.

Waren es früher meist nur handflächengroße Motive, werden heute ganze Körperkonzepte entworfen und verwirklicht. Was früher ein Anker am Unterarm war, ist heute eine Meerjungfrau mit realistischem Gesicht und einem alten 3 Master über den ganzen Arm.

FLO: Und was würdest du dir wünschen, was sich noch ändern sollte?

LEOAlles ist im Wandel und nichts bleibt wie es ist. Ich wünsche mir einen etwas bewussteren (seriöseren) Umgang unserer Kunden mit ihren Tattoos. Was soll das Tattoo für mich sein? Mache ich es für mich oder für andere? Bin ich mir der Endgültigkeit meines Tattoos bewusst?

FLO: Wie ich weiß, hast du auch Kinder. Wie stehen die zu deinem Beruf und dass du selbst so ein bunter Hund bist?

LEOSie kennen mich nicht anders, und nachdem es heute nicht wirklich etwas Einzigartiges ist, tätowiert zu sein, haben sie sicher kein Problem damit.

FLO: Zum Ende hin würde ich dir gerne noch ein paar Schlagworte vorgeben, die du nur mit Schlagworten beantworten darfst! 😉

 

– TATTOOS
LEO: Lebensabschnitt

– NAKED TRUST

LEO: Familie

– SALZBURG

LEO: Lebensqualität

– FAMILIE

LEO: Basis

– CONVENTIONS

LEO: Freunde treffen

– ERSTES TATTOO

LEO: Aua

– LIEBLINGSMOTIV

LEO: hübsches Gesicht

– ZUKUNFT

LEO: spannend

– ALTER SACK 🙂

LEO: glücklicher Sack 😉

 

Vielen dank an Leo für dieses Interview,

und weiterhin viel Erfolg mit deiner Naked Trust Crew..

Bunte Grüße, FLO

 

Naked Trust Crew

Bernhard Leopold

Müllnerhauptstraße 20

5020 Salzburg / Austria

TEL +43 662 432948

Email studio@nakedtrust.com 

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