Ihre Songs sind „Ohren-Beischlaf“. Das „Drangla-Dasein“ ist ihr Lebensmotto. Sie sprechen der Menschheit aus der Leber. Neben ihrer Mucke, haben sie auch eine eigene Partei – die BPÖ. TURBOBIER – eine österreichische Punk-Band, die es innerhalb eines Jahres geschafft hat, ihren Bekanntheitsgrad und Bierkonsum drastisch zu steigern. Reportink traf Marco Pogo, Baz Promüü, Doci Doppler und Fredi Füzpappn auf dem Nova Rock 2015. Unsere Kiki und Milena unterhielten sich mit ihnen bei einem Krügerl über ihre Entstehung, ihr Debüt-Album „Irokesentango“, ihre politische Karriere, die „Drangla-Wirtschaft“, Pläne für die Zukunft uvm. 20 Minuten gefüllt mit Lachtränen, Schweiß und Bierverzehr!
Kiki: Sagt einmal, wie schafft man es innerhalb eines Jahres so erfolgreich zu sein und eine große Fangemeinde aufzubauen? Wie kommt man auf die Idee „Turbobier zu gründen?
Marco Pogo: Turbobier hat wahrscheinlich schon immer in uns geschlummert. Wir haben es erst jetzt rauslassen können. Es geschah im Jahre 2014 im Schnellimbiss Helga, wo wir uns formiert haben. Seither tut sich um die Band relativ viel und wir sind „todfroh“, dass wir den zweiten, wahrscheinlich besten Tag am Nova Rock eröffnen haben dürfen und freuen uns fünf „Haxn“ (dt. Füße) aus, dass auf einmal alles „bummvoll“ ist, wenn wir auftauchen.
Ihr habt ja eigentlich mehr Fans gehabt, als die darauffolgenden Bands…
MP: Ja, das war ein hartes Stück Arbeit, aber das haben wir uns alles mit viel Energie, Zeit und Bier erarbeitet. So was kommt nicht von alleine. Das ist die gute Mischung aus Hopfen, Malz und Liebe zur Musik.
Doci Doppler: Absolut!
Baz Promüü: Die Mischung aus Saufen, „Biaschtln“ und Tachinieren…
Fredi Füzpappn: Genau. Im Bier sind einfach viele Kalorien drin. Und das gibt dir die nötige Energie, um etwas zu erreichen. Das ist ganz wichtig. Wir haben nie damit gerechnet, dass so viel los sein wird und die Leute so abfeiern. Wir haben gewusst, dass es Turbobier-Fans gibt, aber das war eine gepackte Ladung an Turbobier-Fans. Der Nova Rock Auftritt war eines der schönsten Erlebnisse unseres Lebens…
MP: …unseres „Drangla“-Daseins.
BP: Man muss auch sagen, vor eineinhalb Jahren haben sich da einfach vier „Drangla gefunden – quer verstreut durch Österreich. Am Anfang haben wir nur im Proberaum gejammt und eigentlich hatten wir nur Spaß am Saufen gehabt. Wir haben nach wie vor noch Spaß daran (lacht). Und, dass das so aufgeht und die Leute mit uns abfeiern, ist der Wahnsinn.
MP: Es überrascht uns positiv. Aber das ist nur eine logische Konsequenz aus unserem anhaltenden Bierkonsum.
FF: Ich hätte eigentlich persönlich gemeint, dass viele von den Turbobier-Fans ‚fett‘ am Campingplatz liegen bleiben. Dass sie es gar nicht mehr aufs Gelände schaffen. Deswegen habe ich gar nicht erwartet, dass so viele kommen. Wahrscheinlich wären noch mehr gekommen, wenn wir später gespielt hätten (lacht).
Ihr habt vor kurzem euer Debut-Album „Irokesentango“ rausgebracht. Wo kommen die Ideen und Inspirationen her?
MP: Das sind quer durch die Bank Verarbeitungen aus dem harten Simmeringer-Alltag. Aus unserem „Drangla“-Dasein. Viele Geschichten, die uns einfach von Leuten am Würstelstand am Schnellimbiss Helga erzählt werden. Wir saugen das förmlich auf. Nicht nur das gelbe Gold, sondern auch die Sorgen und Ängste der Menschen und das, was sie in ihrem Leben bewegt – und verarbeiten es zu Turbobier-Songs. Wir sprechen damit sehr vielen Menschen direkt aus der Leber. (kurze Pause)
Das hast du jetzt aber sehr schön gesagt. Ich bin zutiefst gerührt…
MP: Ja, ich muss auch gleich weinen (lacht).
Das Cover ist ja sehr interessant. Der Wiener Bürgermeister Häupl als Hauptfigur. Ich nehme an, er ist euer größter Fan bzw. warum habt ihr euch für ihn entschieden?
MP: Es gibt von Simmering bis Penzing, und von Döbling bis Meidling keinen größeren „Tschecheranten“, als unseren Bürgermeister Michi Häupl. Uns verbindet eine mit Bier gefüllte Pipeline, die wohl niemals versiegen wird. Und deswegen haben wir ihn ausgesucht und ich glaube es gibt keinen anderen Menschen auf der Welt, der dieses Album-Cover besser zieren hätte können, als Michi H. oder Häupl M. Ich will jetzt keinen Namen nennen, aber Häupl M.
Hat sich Häupl M. schon persönlich bei euch gemeldet?
MP: Nein. Aber ich bin mir sicher, er hört das Album auf und ab.
BP: Ich bin mir nicht sicher, ob der Doci Doppler nicht jeden Freitag auf einen Kaffee zum Häupl schaut.
DD: Naja, ich kenne den Michl schon lange. Seid froh, dass ich ihn kennengelernt habe. Ich bin ein alter Heurigen-Geher. Ich trinke nicht nur zu Hause.
FF: Ich glaube die Sache ist, dass Michi sich schon längst bei uns gemeldet hätte, wenn wir nicht auch eine Partei hätten, die so ein bisschen in Konkurrenz zu seiner steht. Man will sich nicht mit dem Feind verbrüdern.
DD: Das ist ja nicht einmal eine Konkurrenz. Er traut sich das einfach nicht zu zugeben. Früher hat es einfach nichts anderes gegeben, als die SPÖ.
Ihr sprecht von eurer Partei, der BPÖ (Bierpartei Österreich). Was ist das Programm der BPÖ? Für was setzt ihr euch in Österreich ein?
MP: Wir verstehen uns als Sprachrohr für alle „Drangla“, „Tschecheranten“ und Tachinierer und -innen – aber nicht nur in Österreich, sondern auch im angrenzenden Ausland. Wir kennen keine Grenzen! Bierkonsum kennt keine Grenzen! Wir bieten allen Menschen, die sich mit unserem Hauptforderungen identifizieren, mehr Mut zur Dichtheit, einer Entfesselung des „Tachinierertums“ und wir setzen uns dafür ein, dass „Nichtstun“ endlich wieder was wert sein muss! Die Leute sind alle herzlich eingeladen, bei uns mitzumachen. Es ist immer sehr lustig.
Stellt ihr euer BPÖ-Programm auch mal live vor?
MP: Wir gehen im Juli 2015 auf eine ausgedehnte „Beisltour“ quer durch Österreich und auch nach Deutschland. Wir werden die größten Turbobier Hits im neuem Gewande präsentieren und zwischendurch wird Dr. Marco Pogo, also ich, aus der Satzung der BPÖ lesen und im Anschluss auch eine kleine Wahlkampfrede halten. Man darf gespannt sein.
Turbobier hat vor kurzem bei Warner Brothers Music unterschrieben. Was sagt ihr dazu? Hättet ihr das erwartet? Wie ist das zu Stande gekommen? Ich denke mal mit genügend „Hüsn“…
FF: Ich höre das heute zum ersten Mal.
BP: Also ich auch. Was habt ihr das letzte halbe Jahr gemacht?
MP: Ach so, ich hab vergessen, dass ich euch das sage. Wir haben bei Warner unterschrieben.
DD: Ihr habt doch alle ein Alkoholproblem.
Euer Merchangebot reicht vom eigenen Bier über Bierdeckeln bis hin zur Chili-Sauce. Was kommt als nächstes? Ein Turbobier-Raumschiff?
MP: Das Turbobier-Brettspiel. Ein Unterhaltungsspiel für Jung und Alt. Also ab 16. Das kommt jetzt bald raus! Auch hier darf man gespannt sein. Wir werden es rechtzeitig auf unseren Kanälen und auch auf Facebook präsentieren. Rechtzeitig zur „Beisltour“.
FF: Und wenn die Leute unser Album kaufen, gibt es ein Vinyl auch gleich hinten nach. Aber da müssen sie fleißig kaufen, dass wir uns das leisten können.
BP: Wir sind halt Punk Rocker aus Simmering.
MP: Wir wollten es ja eigentlich in ‚Drangla-Schilling‘ zahlen…
FF: …haben es aber leider nicht angenommen…
MP: …obwohl er fälschungssicher ist. Es ist ein Wasserzeichen drauf. Sieht man aber erst nach sieben Promille (lacht).
BP: Um diesen „Drangla-Schilling“ wird es sich auch im Brettspiel drehen.
Vor dem Interview wurde ich von vielen Fans gefragt, ob Turbobier ein Praktikum im ‚Biersaufen‘ anbietet. Wir schätzen diese hohe Kunst und finden, dass eine Ausbildung nur von den Profis angeboten werden sollte.
MP: Absolut. Wir können nicht nur ein Praktikum im Rahmen der Band Turbobier anbieten, sondern auch bald den Staatssekretär für Bierkonsum bei der Bierpartei. Also bewerbt euch reichlich.
BP: Es gibt so einiges zu lernen.
Also Infos folgen noch? Kann man dann nachlesen, oder?
MP: Genau. Das kann man dann nachlesen auf Turbobier.at, wenn wir unseren Kater ausgeschlafen haben.
FF: Je mehr die Bierpartei an Macht gewinnt, umso mehr Stellen sind natürlich dann nötig zu besetzen. Dann wird dann die sogenannte „Drangla-Wirtschaft“ Einzug halten. Wir brauchen mehr „Drangla“ – sie sind kompetent, sie haben Ahnung, wovon sie reden. In der heutigen Politik merkt man am meisten, dass einfach Leute in Kompetenzbereichen sitzen, wo sie nichts verloren und keine Ahnung davon haben.
BP: Man muss dazusagen, umso mehr Alben wir verkaufen, umso mehr Praktika werden vergeben.
MP: Und so ein Praktikum ist sicher lustig bei uns.
DD: Man muss nicht einmal tanzen können.
FF: Sollte Turbobier jemals die Macht ergreifen, werden wir einen „Drangla-Staat“ einrichten, indem nicht mehr das Gesetz der Menschen gilt, sondern nur mehr nach dem Gesetz des Reinheitsgebotes, Gesetze beschlossen werden.
DD: Und keiner braucht sich fürchten, dass wir Städte überfallen. Wir überfallen nur Bars.
BP: Und Tankstellen müssen sich auch in Acht nehmen. Die haben auch ein gutes Bier (lacht).
Da wir ein Tattoo-Magazin sind, wäre eine Tattoo-Frage angemessen. Was sind eure Lieblingskünstler in der Tattoo Szene?
MP: Ich bin ein großer Ondrash-Fan. Hab schon eines von ihm. Und das nächste Mal lass ich mir ein Bierglas von ihm tätowieren.
BP: Ich bin ein großer Fan von Studio 74, dem Martin aus Linz.
DD: Ich bin ganz klar ein Fan von Door Number 4 – vom Boris und Andy aus Wien.
FF: Also, ich bin großer Fan von den Asterix Rubbel Tattoos, die früher in den Kaugummis zu finden waren (lacht).
BP: Das nächste Tattoo wird vom Mäx aus Bad Ischl sein.
MP: Wir werden mit ihm in einem Fußball-Team kicken. Vorher wird er uns noch ein „Peckerl“ machen.
BP: Das wird Fredi‘s erstes „Peckerl“ sein.
Was sind die nächsten Pläne von Turbobier?
MP: Wir machen eine ausgedehnte „Irokesentango-Release-Tour“ im Herbst. Die wird uns auch ans angrenzende Deutschland, in die Schweiz und natürlich nach Österreich führen. Mit unseren „Hawara“, den Dropkick Murphys, wo wir ebenso gehört haben, dass die auch gut „biaschtln“, werden wir auch die Arena in Wien am 10. August 2015 wieder mal beschallen, unser zweites Wohnzimmer.
Ihr habt das letzte Wort. Wollt ihr was loswerden?
MP: Geht’s in die Läden. Holt euch das neue Turbobier Album. Sehr wichtig, um nicht nur unsere Zukunft zu sichern, sondern auch die der BPÖ. Jeder Kauf von ‚Irokesentango‘ ist in Wahrheit eine versteckte Parteispende. Danke!
FF: Und nur so kann langfristig die Dichtheit Österreichs garantiert werden. Das ist ganz wichtig. Jeder, der ein Turbobier Album kauft, unterstützt nicht nur Turbobier und die BPÖ, sondern einfach auch den Fortschritt der Menschheit in eine Richtung, die wir gut heißen. Für eine bessere Welt.
BP: Man kauft sich damit die Freiheit.
Interview by Kinga Dula
Photos by Milena Zivkovic
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