Nova Rock ist zu Ende. Das schöne Wetter leider auch. Nach drei Tagen angemessener Festivalstimmung, Musik von über 70 Bands und einem abwechslungslustigen Wettergott schloss das größte österreichische Festival für dieses Jahr den Vorhang. Reportink war live vor Ort. Unsere beiden Österreicherinnen Kinga Dula und Milena Zivkovic haben sich für euch umgeschaut und auch ein bisschen was mitgebracht.
Tag 1: Freitag, 12. Juni 2015
Angekommen in Nickesldorf – im schönen Burgendland. 35 Grad im Schatten, die Frisur hält (nicht ganz) – das war zu erwarten und uns natürlich völlig egal. Wir betraten rasch das Festivalgelände und waren bereit für ein unvergessliches Wochenende mit guter Musik & Co.
Drinnen im Areal bestaunten wir eine Riesenfläche gefüllt mit verschiedensten Ständen (Essen, Merch), Zelten, einem Vergnügungspark (Bungee Jumping, Riesenrad), uvm. Nach Besichtigung des Terrains ging es schon weiter zu den Bühnen. Eine absolute Neuerung dieses Jahr war die Entfernung zwischen den beiden Hauptbühnen (Blue Stage und Red Stage) – nur 200 Meter! Ein schnelles Switchen war somit ermöglicht und die Ausrede, es nicht rechtzeitig zur anderen Bühne zu schaffen, wurde zum Mythos. An diesem Tag waren viele gute Bands „on stage“.
Der Frontman von den Queens Of The Stone Age bediente sich der Drums der Eagles Of Death Metal. Nach zwei, drei Songs kamen die Jungs richtig auf Hochtouren und verbreiteten Partylaune beim Publikum.
Die Metalband Mastodon bot mit ihren schweren, fünfminütigen Songs Qualität statt Quantität.
Auf der Alternativbühne, dem Red Bull Brandwagen, ging es ebenso heiß her. Die kalifornische Punk Band Lagwagon war endlich wieder zurück. Die Setlist bestand aus einer Mischung aus neuen und alten Songs. Joey Cape, mit dem wir vorher ein Interview hatten (mehr dazu in den nächsten Tagen!), zeigte sich nach 25 Jahren Bandbestehen ganz und gar nicht müde. Ganz im Gegenteil – er und seine Jungs gaben Gas von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Mit voller Energie ging es bei Rise Against zu. Die melodische Punk/Hardcore Band aus Chicago konnte mit ihren gesellschaftspolitischen Texten beim Publikum voll punkten. Das konnte man an mehreren Circle Pits während ihrer Show sehen. Mächtig viel Staub wurde aufgewirbelt, der den Platz in eine wüstenähnliche Atmosphäre hüllte.
Headliner waren die Glam-Metal-Opas von Mötley Crüe. Tänzerinnen und Flammen rundeten die kurzweilige Show ab, die überraschenderweise wenige Zuschauer lockte. Ein halbes Jahr vor ihrem Ende konnten sie das österreichische Publikum nicht wirklich begeistern. Auch stimmlich war der gute Vince Neil nicht ganz fit. Töne treffen war an diesem Abend wohl nicht seine Stärke.
Ganz anders ging es auf der Red Stage zu, als die Beatsteaks die Bühne betraten und ein geniales Konzert ablieferten. Die Berliner wissen einfach, wie man das Publikum unterhält.
Als Late Night Special waren SCOOTER am Programm, die die Menge mit „Hyper Hyper“, „How much is the fish“ oder „Wicked“ für sich gewinnen konnten. Die deutsche Techno-Band hatte das größte Publikum an diesem Abend. Wer hätte das erwartet?
Tag 2: Samstag, 13. Juni 2015
Wir betraten am Mittag das Gelände. Unglaublich, wie menschenleer ein Areal sein kann – aber nicht für lange! Das war die Ruhe vor dem Sturm, denn bereits um 13 Uhr legte die Wiener Punk Rock Band „Turbobier“ auf der Blue Stage einen genialen Auftritt hin. Als Opener dieses Tages hatten sie eine größere Zuhörerschaft an ihrer Seite, als die zwei darauffolgenden Bands. Ihre Songs wurden von der Menge mitgegrölt, „Schilling-Scheine“ und Konfetti herumgeschossen und mit Feuer und Flamme gespielt. Wir haben die Jungs danach noch im Pressebereich getroffen und mit ihnen ein Interview gemacht (auch dazu mehr in den kommenden Tagen).
Nach reichlich Punkrock kam der Blues zu Wort. Die Schweden von Blues Pills sind nicht nur musikalisch top, Sängerin Elin Larsson verursachte mit ihrer phänomenalen Stimme pure Gänsehaut.
Die US-amerikanische Frauenpunkband L7 rockten mit ihrem dirty Sound gleich danach die Bühne und ließen Erinnerungen wieder wachwerden. Frauenpower vom Feinsten aus Kalifornien.
Auch Frank Turner & The Sleeping Souls begeisterten mit ihrem Auftritt viele Fans und animierten das Publikum zum Abtanzen. Der Brite bringt immer wieder gute Stimmung rein und hat neben alten Scheiben auch Songs des im Sommer erscheinenden neuen Albums serviert.
Weitere Bands dieses Nachmittags waren Kraftklub, Rea Garvey, In Extremo. Bei Papa Roach wurde es auf der Red Stage richtig laut und voll. Das Publikum war von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach nur motiviert und voll dabei. Ein sehenswerter Auftritt der Metal-Rockband, die ganz in ihrem Element war.
Wer hat sich da eigentlich auf einem Rockfestival eingeschlichen? Waren das nicht Die Fantastischen Vier? Die gut gelaunten deutschen Rapper, die es mittlerweile seit über 25 Jahren gibt, ließen sich von dem plötzlichen Regen nicht abhalten, 100%igen Einsatz und geniale Stimmung zu verbreiten. Etwas durchnässt, aber gutgelaunt wurde das ganze Konzert von der Crowd mitgesungen und fleißig abgetanzt.
Die Headliner dieses Abends ließen nicht lange auf sich warten. Die Toten Hosen betraten die Bühne. Beliebte Songs, wie „Bonnie und Clyde“, „Liebeslied“, „Zehn kleine Jägermeister“ uvm. wurden gespielt. Die deutschen Punkrock-Opas zogen ein breites Publikum in ihren Bann.
Auch an diesem Abend stand ein Latenight Special auf dem Programm. Der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros wurde höchstpersönlich vom Nova Rock Veranstalter Ewald Tatar angekündigt. Ambros, der auch gerne als der „österreichische Springsteen“ bezeichnet wird, legte ein würdevolles Best-of-Konzert hin.
Tag 3 Sonntag, 14. Juni 2015
Der dritte und letzte Tag des Festivals wurde eingeläutet. FINALE! Es war heiß, dennoch war die Festivalstimmung bombastisch.
Jennifer Weist (Sängerin von Jennifer Rostock) heizte mit ihrer „oben-ohne“-Einlage noch mal so richtig ein und nahm kein Blatt vor dem Mund. Ein bisschen too much nach meinem Geschmack, aber es kam gut beim Publikum an.
Die Nova-Rock-Stammgäste Madsen stürmten direkt danach die Bühne. Die drei Brüder kommen immer wieder gerne ins Burgenland und schaffen es, das Publikum mitzureißen. Hut ab!
Aufgrund einer Sturmwarnung mussten The Gaslight Anthem aus New Jersey nach nur vier Songs ihr Konzert abbrechen. Beide Bühnen wurden blitzartig geräumt und kurze Zeit später hatten wir schon starke Regenschauer und Hagel. Nach 20 Minuten war das Unwetter aber wieder vorbei. The Gaslight Anthem konnten ihren Auftritt leider nicht mehr fortführen, aber Farin Urlaub fing pünktlich an. Mit seinem Racing Team spielte er einen guten Mix aus neuen und alten Songs.
Zeitgleich ertönten Motörhead auf der anderen Stage. Nicht mehr schön anzusehen war Frontmann Lemmy Kilmister. Zittrig und blass im Gesicht musste er während des Konzertes mehrmals zum Wassertrinken gezwungen werden. Die Setlist kam dennoch sehr gut an. Songs wie „Overkill“ und „Ace Of Spades“ brachten die Menge zum Toben. Respekt, Lemmy: Du hast schon einige Jahre deines Lebens der Musik geopfert. Vielleicht wäre es dennoch vernünftiger, in den Ruhestand zu gehen!
Unsere Highlights kamen erst zum Schluss. Beginnen wir mit Deichkind. Die Hamburger überraschen immer wieder mit ihrem Auftritt und ihrer Performance. Viele Songs ihres neuen Albums „Niveau weshalb warum“ wurden präsentiert – mit aufwändiger und bunter Bühnenshow und Gimmicks en masse. Alte Klassiker wie „Bon Voyage“ und „Remmidemmi“ packten sie ebenso aus. Die Stimmung war atemberaubend. Die ganze Menge hüpfte nur so zum Groove. Gegen Ende der Show fuhren die Hamburger während des Songs „Roll das Fass rein“ mit einem großen Fass durch das Publikum und schwenkten eine Flagge, auf dieser „Refugees Welcome“, stand. Deichkind: Ein Genuss fürs Auge und Ohr.
Danach ging es weiter zu Slipknot. Was für ein Kontrast – vom Schlaraffenland in die dunkle Welt von Corey Taylor & Co. Das letzte Konzert des diesjährigen Nova Rocks. Die Band ist bekannt für ihre düsteren Shows und schaurigen Horrormasken. Eine faszinierend spektakuläre und aufwendige Bühnenshow inklusive Hebebühnen und Trommelinferno. Im Hintergrund wurde ein überdimensionaler Ziegenkopf platziert, und mit Feuer wurde so ganz und gar nicht gespart.
DAS WAR NOVA ROCK 2015!!! 125.000 Besucher auf drei Tage verteilt. Sehr coole Bands! Und die Auswahl an gesundem Essen war auch akzeptabel. Die Einsatzkräfte lieferten einen super Job. Im Großen und Ganzen verlief das Weekend sehr ruhig und entspannt.
Nova Rock ist weit mehr als nur ein Rock-Festival. Die Grenzen verschiedener Musikrichtungen verschwimmen. Und das ist mehr als einladend.
Der Termin für das Nova Rock 2016 steht schon fest: Vom 9.-11. Juni 2016 heißt es wieder Ausnahmezustand auf den Pannonia Fields im Burgenland in Österreich. Termin vormerken und gleich eure Tickets sichern, unter:
Eure Kinga Dula