Lange hat es gedauert, doch jetzt hauchen wir unserer Rubrik „Tätowierer der Woche“ neues Leben ein. Zum Auftakt präsentieren wir euch Johannes „Elvis“ van den Bussche aus Hamburg. Elvis ist nicht nur Tätowierer, er ist auch Künstler, Maler, Kampfsportexperte. Wir haben ihn in seinem Studio besucht und einige Stunden mit tiefsinnigen Plaudereien verbracht. Lest heute in Teil 1 der Reihe: Elvis‘ Weg vom Bauwagenpunk zum Tätowierer.

Kennengelernt habe ich Elvis bei der Vernissage zu seiner Ausstellung „Meditation – Kunst – Gewalt“ im Fort Notch, dem Tattoo Studio von Heiko Gantenberg in Marl. Die gezeigten Bilder des Tätowierers waren durchaus beeindruckend, erzählten einige Geschichten, mit denen ich nicht gerechnet hatte.

Kurz vor Aufbruch kam ich mit Elvis noch ins Gespräch – und mir war sofort klar, der hat was erlebt, der hat was zu erzählen. Elvis ist ein charismatischer Typ, Glatze, Kopftattoo, Kampfsportler. Und da er aus Hamburg kommt und dort sein Studio hat, war ein Treffen zum Interview schnell ausgemacht.

Tätowierer der Woche Elvis: „Komme aus der Bauwagen- und Punkszene“

Getroffen haben wir uns dann in seinem Studio im beschaulichen Altona. Ein kleines Etablissement, unscheinbar im Hinterhof versteckt gelegen. Elvis empfängt mich sehr offen und freundlich, wir genehmigen uns einen Tee und kommen ins Plaudern. „Ich komme aus der Bauwagen- und Punkszene“, erklärt mir Elvis die Anfänge seines Tätowiererdaseins. „Da habe ich angefangen bzw. bin ich das erste Mal über Tattoos gestolpert.“

Gestolpert ist da wahrscheinlich sogar der richtige Ausdruck, denn Elvis beschreibt seine eigene junge Ausführung als „kleiner Punkrocker mit Lederjacke, der so um die 50 Kilo wog“. Weit entfernt vom heutigen Kampfsportler und Ving Tsun Trainer. „Die ganzen ‚großen Punks‘ waren alle schon tätowiert, und das wollte ich dann auch haben. Denn das war schließlich fucking rock’n’roll.“ Das erste Piercing gab es dann ganz klassisch im Bauwagenstyle. Silvester, alle angetüdelt, Elvis musste eine Petroleumlampe halten (denn elektrisches Licht gab es nicht) – und dann hat ihm ein Kumpel halt „das Ding irgendwie durch die Augenbraue gewürgt“.

Das erste Mal unter der Nadel lag er dann bei einem Freund zuhause. „Wieder waren alle betrunken, es gab ein Tribal auf dem Oberarm – ist natürlich nix geworden“, so Elvis. „Es gab wilde Narben, war ja Underground. Die Linien sieht man heute noch, auch nach drei Schichten Coverup.“

Elvis: „Ich wollte einfach nur tätowieren!“

Meditation - Kunst - Gewalt: Finissage am 04.08.2018

Aufgepasst: Die Ausstellung „Meditation – Kunst – Gewalt“ von Johannes „Elvis“ van den Bussche läuft noch bis zum 03.08.2018 im Fort Notch in Marl. Am 04.08.2018 findet dort dann auch die Finissage statt. Wer sich bis dahin noch einmal (oder auch erstmals) die Bilder der Ausstellung anschauen möchte, kann das gerne tun.

Fort Notch, Heyerhoffstr. 11a, 45770 Marl
Öffnungszeiten: Donnerstag & Freitag von 16 – 20 Uhr

Fragen zu Besichtigungen außerhalb der genannten Zeiten bitte per E-Mail an info@top-notch.org

Die Finissage findet am 04.08.2018 ab 17 Uhr statt. Um Anmeldungen unter oben stehender E-Mail Adresse wird gebeten.

Elvis war infiziert. Nicht mit irgendeiner schlimmen Krankheit, sondern vielmehr mit dem Tätowiervirus. Er wollte jetzt selbst Bilder in die Haut anderer stechen. Aber wie sollte das gehen? Ahnung war keine vorhanden. Hilfe weit und breit ebenso wenig. Es gab kein Internet, keine Adressen, wo man die benötigten Dinge hätte kaufen können. „Ich hatte ja auch gar keine Ahnung, was man alles so braucht. Ich wollte einfach nur tätowieren!“

Das feuer aber war entfacht – und ließ sich auch nicht mehr so einfach löschen. „Ich habe dann eine Zeitlang weiter in der Szene verbracht und mich tätowieren lassen“, erzählt Elvis weiter. „Irgendwann habe ich dann jemanden kennengelernt, der mir auch meinen Kopf tätowiert hat, und der hat mir dann so ein paar alte Maschinen und Trafo und so verkauft. Damit bin ich dann zurück in meinen Bauwagen und habe angefangen, meine ganzen Bauwagenkumpels zu tätowieren.“

Ehrgeiz steigt schließlich in Elvis auf

Außer Punkrock, Bauwagen und Trecker fahren hatte Elvis zu der Zeit nicht viel im Kopf. „Das war cool.“ Als er aber schließlich zum ersten Mal ein Tattoomagazin in die Hand bekam, öffnete sich eine völlig neue Welt. „Die Sachen, die ich da gesehen habe, sahen alle so anders aus als das, was ich gemacht habe.“ Ehrgeiz stieg in Elvis auf. Ehrgeiz, besser zu werden.

Klinken putzen, eine Möglichkeit der Ausbildung zum Tätowierer finden, Rückschläge einstecken – damit verbrachte Elvis einige Zeit. Das Handwerk zu erlernen, war zu der Zeit alles andere als ein Selbstgänger. „Wieso auch. Wenn ich da so zurückblicke, hätte ich mich damals auch nicht eingestellt“, sagt Elvis. „Da kommt so n kleiner Punk in den Laden, haut dir nen Stapel unscharfer Polaroids auf den Tresen und sagt: Kann ich hier tätowieren lernen?“

Letztlich bekam er in einem Studio in Lübeck die große Chance, unter Aufsicht und Anleitung tiefere Einblicke ins Tätowieren zu bekommen. Er arbeitete 3-4 Mal pro Woche im Studio, musste dafür immer von Hamburg nach Lübeck tingeln. „Aber das war natürlich knallharte Erleuchtung. Es gab Maschinen, ich musste Nadeln noch selber löten lernen. Ich erinnere mich noch genau. Du bist jahrelang hinterhergelaufen und plötzlich sagt dir einer: Komm, ich zeigs dir.“

„Und plötzlich bekommst du die Micky Sharpz Bestelladresse“

Die Zeit in Lübeck ist für Elvis prägend. Hat er in der Bauwagenszene noch mit den typischen Tuschefarben gestochen, kommt er nun in den Genuss echter Tattoopigmente. Elvis‘ Augen fangen zu leuchten an, als er sich daran erinnert: „Und plötzlich bekommst du die Micky Sharpz Bestelladresse. Echte Farben. Ich weiß noch, wie das erste Paket ankam…“ Elvis bleibt noch eine Zeit in Lübeck, wo er mit einem befreundeten Piercer und einem zweiten Tätowierer ein eigenes Studio aufmacht.

Länger als 2, 3 Jahre hält es ihn aber nicht dort. Sein Reisedrang wird größer und größer, und so tingelt er durch die Lande, wird hier und da Gasttätowierer und lernt die – damals noch familiäre, überschaubar große, fast schon intime – Welt der Conventions kennen. Letztlich landet er wieder in Hamburg, im legendären Studio „Endless Pain“. „Sechs Jahre habe ich da gearbeitet, das war dann nochmal ein ganz anderes Kaliber. Da ging es richtig ab.“

Warum es ihn aber auch dort nicht für immer hält, warum Neuseeland plötzlich zum Lebensmittelpunkt wird und die Maori seine Sicht auf so viele Dinge verändern… das alles lest ihr am Mittwoch im zweiten Teil der Reihe unseres „Tätowierer der Woche: Johannes „Elvis“ van den Bussche“.

Werde auch DU „Tätowierer der Woche“ bei Reportink

Du bist Tätowierer und möchtest dich der Reportink-Community näher vorstellen? Deine Arbeiten sind so abgefahren, dass ein Jeder da draußen sie gesehen haben sollte? Du hast ein eigenes Tattoo-Studio, welches du unseren Lesern ans Herz legen willst? Dann solltest du vielleicht der nächste „Tätowierer der Woche“ bei uns werden.

Schreib uns doch einfach an unter info@reportink.com. Schicke am besten ein paar Bilder DEINER Arbeiten mit, damit wir uns einen ersten Eindruck über deine Kunst machen können. Wir melden uns dann bei dir und „bequatschen“ alles Weitere. Wir freuen uns auf deine Nachricht.

Cheers,
Norman / die Reportink-Crew