Johannes „Elvis“ van den Bussche ist unser Tätowierer der Woche. Im dritten und vorerst letzten Teil des großen Interviews erzählt Elvis, wie die Beziehungen zu den Maoris in Neuseeland immer intensiver wurden, von kleinen Tests, die er zu durchlaufen hatte – und warum er sich, seine Herkunft, seine Absichten immer wieder aufs Neue erklären musste.
Nach seinen ersten Erfahrungen, auch und gerade Lernerfahrungen, mit den Maoris arbeitete Elvis dann auch in Neuseeland. Bei der Frage, ob er klassische Maori-Tattoos gestochen und sich damit wohlgefühlt habe, kommt die Antwort von Elvis zum ersten Mal in diesem Gespräch nicht wie aus der Pistole geschossen.
„Das ist auf jeden Fall ein sensibles Thema“, erklärt Elvis. „Das ist diese ewige Frage, die zwischen den Maoris und den Weißen schwelt, wer da von wem die Kultur ‚klaut‘.“ Ob er sich denn nun an eine Maoritätowierung heranwagen würde? „Das kommt echt drauf an“, so Elvis. „Käme ein Maori zu mir und würde sagen: ‚Ich möchte, dass du mir mein Gesicht tätowierst‘, dann würde ich erstmal auf standby schalten und meinen Maori-Kollegen anrufen.“
Elvis würde erst einmal verstehen wollen, warum dieser Maori zu ihm kommt und nicht zu einem „von seinen Jungs geht“. In Neuseeland hat er durchaus Maoris tätowiert, aber nie ohne seinen Backup zu kontaktieren und sich rückzuversichern, dass alles in Ordnung ist.
Tätowierer der Woche Elvis: „Wurde oft in eine Fascho-Ecke gestellt“
Und das ist bzw. war auch immer gut so. Denn nicht alle Maoris waren immer gut auf Elvis zu sprechen, denn sein Äußeres weißer Mann, Glatze, viele Tattoos – erweckt in Neuseeland durchaus Assoziationen, die man wohl eher in Europa oder den USA erwarten würde. „Es gibt dort eine gewisse Szene von Nazis, ‚white supremacists'“, erklärt mir Elvis. „Da haben mich wahrscheinlich sehr oft Leute in so eine Fascho-Ecke gestellt. Das wurde mir aber erst recht spät bewusst.“
In Neuseeland tragen genau diese eindeutige Symbole auf der Haut. „In Christchurch ist es mir öfter passiert“, so Elvis, „dass im Supermarkt Leute mit SS-Tattoos an mir vorbeirannten und meinten ‚hey bro‘.“ Elvis musste immer wieder den Maoris beweisen und erklären, wer er ist, was er in Neuseeland macht und warum er so aussieht, wie er aussieht.
Elvis muss sich in kleinen Tests beweisen
Meditation - Kunst - Gewalt: Finissage am 04.08.2018
Aufgepasst: Die Ausstellung „Meditation – Kunst – Gewalt“ von Johannes „Elvis“ van den Bussche läuft noch bis zum 03.08.2018 im Fort Notch in Marl. Am 04.08.2018 findet dort dann auch die Finissage statt. Wer sich bis dahin noch einmal (oder auch erstmals) die Bilder der Ausstellung anschauen möchte, kann das gerne tun.
Fort Notch, Heyerhoffstr. 11a, 45770 Marl
Öffnungszeiten: Donnerstag & Freitag von 16 – 20 Uhr
Fragen zu Besichtigungen außerhalb der genannten Zeiten bitte per E-Mail an info@top-notch.org
Die Finissage findet am 04.08.2018 ab 17 Uhr statt. Um Anmeldungen unter oben stehender E-Mail Adresse wird gebeten.
Letztlich machte sich seine Geduld, sein langer Atem aber bezahlt. Immer wieder musste Elvis sich in kleinen Tests „beweisen“. Er wurde herzlich aufgenommen in einen Kreis von Maori-Tätowierern, die bis heute seine Freunde sind.
Elvis erzählt mir Unmengen an verrückten, beeindruckenden Geschichten, die er in Neuseeland erlebt hat. Sie alle hier nachzuerzählen, würde ihnen nicht gerecht. Viele seiner Begegnungen haben seine Sicht auf diverse Dinge grundlegend geändert. „Ich habe später gelernt, dass du mit unseren deutschen Sichtweisen von oftmals schwarz und weiß – also, das ist gut und richtig und das ist eben böse und falsch – in anderen Ländern nicht immer ankommst.“
Als Elvis sich immer mehr am Malen von klassischen Maori-Motiven versuchte und darin zunehmen sicherer und besser wurde, stellten ihm seine neuen Kumpel eine ganz entscheidende Frage: „Warum malst du das? Das machen wir doch schon.“
„Wir wollen auch von deinem Kram was haben“
Die Maoris wollten auch von Elvis lernen. „Wir haben dich auch eingeladen, damit du hier – platt gesagt – Gasmasken und Überwachungskameras malst“, erzählt Elvis stolz. „Wir wollen auch von deinem Kram was haben.“ Die Maoris sahen also in Elvis‘ Arbeit den gleichen Wert, „wie ich in ihren Mustern“.
Für diese Woche sind wir am Ende des Interviews angekommen. Fertig damit sind wir aber noch lange nicht. Schaut in den kommenden Wochen immer mal wieder rein, denn Elvis hat uns noch viel mehr erzählt, was wir euch nicht vorenthalten wollen.
Wer von euch irgendwann mal die Möglichkeit haben sollte, Elvis zu treffen und mit ihm zu plaudern: Nehmt euch Zeit, lehnt euch zurück und lauscht seinen Worten.
Bis dahin,
Euer Norman
Werde auch DU „Tätowierer der Woche“ bei Reportink
Du bist Tätowierer und möchtest dich der Reportink-Community näher vorstellen? Deine Arbeiten sind so abgefahren, dass ein Jeder da draußen sie gesehen haben sollte? Du hast ein eigenes Tattoo-Studio, welches du unseren Lesern ans Herz legen willst? Dann solltest du vielleicht der nächste „Tätowierer der Woche“ bei uns werden.
Schreib uns doch einfach an unter info@reportink.com. Schicke am besten ein paar Bilder DEINER Arbeiten mit, damit wir uns einen ersten Eindruck über deine Kunst machen können. Wir melden uns dann bei dir und „bequatschen“ alles Weitere. Wir freuen uns auf deine Nachricht.
Cheers,
Norman / die Reportink-Crew