Vom 20.-22. April 2018 öffnete der Spiekerooger Tattoo-Treff einmal mehr seine Pforten. Bereits zum neunten Mal fand diese schnuckelige Convention statt, bei der Reportink zu den Stammgästen gehört.

Sie sind laut, oft überfüllt, unübersichtlich, hektisch – und vor allem sind sie eines: anstrengend. Messen im Allgemeinen gelten als Schaufenster einer bestimmten Branche, die sich der Öffentlichkeit präsentieren will. Neue Produkte vorstellen, das eigene Portfolio zeigen, auf „Kundenfang“ gehen. Was für Spielzeug oder Technikkram gilt, das gilt auch für die Tattoo-Szene.

Kaum ein Wochenende vergeht, an dem nicht irgendwo in Deutschland eine Mehrzweckhalle dazu verwendet wird, Tattoobegeisterte zu versammeln. Da trifft man sich, quatscht, lacht, staunt. Ein Sehen und Gesehenwerden. Leider laufen die Messen allzu oft aus dem Ruder. Das werden schnell mal 500, 600 Tätowierer eingepfercht, die Zuschauer durchgeschleust. Das Happening an sich, das Aufeinandertreffen von Künstler und Kunde, das Kennenlernen, das Annähern an eine unbekannte Welt, für all das bleibt keine oder nur sehr wenig Zeit.

Spiekerooger Tattoo-Treff: Nach neun Jahren ist das Ende in Sicht

Als Beobachter der Szene, der sich jährlich mehrfach auf solchen Events aufhält, verliert man zunehmend die Lust daran. Zwei, meist drei Tage vollgepackt mit lauter Musik und immer noch mehr Menschen, die sich durch enge Korridore quetschen – Spaß macht das nicht wirklich.

Da liebe ich mir – und da erzähle ich nichts Neues – die kleine Auszeit auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Dort haben 2010 drei Unerschrockene ihre ganz eigene Idee einer Convention ins Leben gerufen. Den Spiekerooger Tattoo-Treff. Was auf den ersten Blick noch als Schnapsidee hätte hemdsärmelig weggewischt werden können, hat sich im Laufe der Jahre zu einem wahren Geheimtipp gemausert. Und jetzt, nach neun Jahren, ist das Ende in Sicht.

Neugierig und respektvoll Kunst genießen

Zehn soll die magische Grenze sein. Zehn Tattoo-Treffs, dann ist Schluss. Ein Satz, der mir regelmäßig die Tränen in die Augen treibt. Denn der Tattoo-Treff ist einzigartig. Wer einmal dort war, der kommt auch wieder. Wundervolle handwerkliche Arbeiten kann man überall in Deutschland sehen. Hier aber kommt man mit den Künstlern auch noch ins Gespräch. Ob oberflächlich oder tiefgründig, das liegt an einem selbst.

Gerade einmal 15 Tätowierer – die genaue Zahl variiert von Jahr zu Jahr – kümmern sich hier um die Bedürfnisse der Willigen. „Heute ist aber gut was los“ bedeutet hier: Alle Tätowierer haben zu tun, und fast an jedem Stand stehen auch noch Zuschauer, die sich das bunte Treiben anschauen. Hier wird nicht geschoben oder geschubst, hier wird neugierig und respektvoll Kunst genossen.

Der Spiekerooger Tattoo-Treff ist mehr als eine Convention

Hier interagieren Künstler und Kunde, Künstler und Künstler, Kunde und Kunde. Der Spiekerooger Tattoo-Treff ist mehr als eine Convention. Es ist eine Art Familientreffen. Nicht jeden muss man mögen, nicht mit jedem muss man ein Bierchen trinken. Aber es ist einfacher, sich in entspannter Atmosphäre zu öffnen und letztlich eine gute Zeit zu haben. Ganz egal, ob man tätowiert wird, nur zuschauen will oder eben einfach nur die Stimmung genießen.

Reportink war von Beginn an dabei – und wird es auch 2019 sein, beim letzten Treff. Schon jetzt steigt Wehmut auf in mir, wenn ich daran denke.

Euer Norman