Nathan Gray ist wieder in Deutschland unterwegs. Der umtriebige Boysetsfire-Frontmann präsentiert auf einer kleinen, aber sehr feinen Klubtour sein Soloprogramm – obwohl er gar nicht ganz alleine auf der Bühne steht. REPORTINK war beim Tourauftakt in Bremen dabei.

Bremen. Modernes. Der Name ist absolut irreführend. Denn die Location – ein altes Kino – versprüht nicht gerade modernes Flair. Aber das ist an diesem Abend auch gar nicht nötig. Denn auch der Sound, den die Fans auf dem ersten „echten“ Soloalbum von Nathan Gray zu hören bekamen, ist weit weg von modern. Kein Hipsterkram, vielmehr ehrliche Handarbeit.

Insofern passt das alte Kino mit dem bestuhlten Saal, den schweren Vorhängen an der Bühne und der leicht terrassenförmigen Bauweise wie die Faust aufs Auge. Solotour. Da erwartet man einen einzelnen Künstler, der mit seiner Musik den Saal mit Leben erweckt. Mister Gray hat sich aber zwei Profis an die Seite geholt. Gitarrist Ben Christo und Cellistin Isabelle Klemt.

Die Momente, wegen denen die Fans zu den Konzerten kommen

Und diese Entscheidung war eine sehr gute. Denn, und da ist Gray mit sich selbst ehrlich genug, diese Unterstützung tut der Musik gut. Mehr als einmal sollte sich Gray an diesem Abend auf der Gitarre verspielen, seine Co-Musiker nach der richtigen Tonlage fragen. Ist das schlimm? Absolut nicht. Genau das sind die Momente, wegen denen die Fans zu den Konzerten kommen.

Ganz generell schwebte an diesem Dienstagabend eine schwere, dichte Wolke aus Ehrlichkeit, Offenheit, Verletzbarkeit, Gefühlschaos, Spaß, Schmerz… diese Liste könnte ewig fortgeführt werden… durch den Raum. Gray öffnete sich dem Publikum, zeigte seine starken, aber eben auch seine ganz schwachen Seiten. Nicht im Sinne von schwach=schlecht. Sondern vielmehr schwach=verletzlich.

Gray ist dankbar für all das, das betont er immer wieder

Gray ringt an diesem Abend mehrmals um Fassung, wischt sich Tränen aus den Augen und unterbricht sein Set. Die Texte seiner Songs verarbeiten vieles, was ihn und sein Leben ausmachen. Und damit ist das gesamte Spektrum gemeint, von unglaublich tollen Momenten, bis hin zu dunkelsten Kapiteln. Gray lässt nichts davon aus, lässt das Publikum teilhaben, gibt Ratschläge, erzählt Anekdoten, witzelt, hat Spaß.

Das überträgt sich auf die Fans, die in den ganz ruhigen Momenten andächtig lauschen und Gray aufmunternden Beifall spenden, während sie ebenfalls kleine Tränen verdrücken müssen. In den lustigen Situationen wird aber dann auch kräftig und laut mit dem Künstler gelacht. Gray ist dankbar für all das, das betont er immer wieder. Und man nimmt es ihm auch ab. Denn der Abend ist einfach herrlich. Herrlich ehrlich.

Keep on rockin‘,

Euer Norman