Was, schon wieder eine Woche rum? Dann wird es wohl Zeit für das neue Album der Woche, oder? Kein Problem, unser Julian hat fleißig Mucke gelauscht und für euch Of Mice And Men – EARTHANDSKY auserkoren. Viel Spaß damit!
Wann man etwas ernst meint, besonders wütend ist im Internet, dann verlangt die übliche Netiquette, dass man ALLES GROSS SCHREIBT. Egal, ob Streitereien im Familienchat oder die üblichen ellenlangen Kommentarspalten auf Facebook, Großschreibung machen nur die Schreihälse.
Of Mice and Men haben ihre neue Platte “EARTHANDSKY” genannt, weil man ganz offensichtlich noch eine ganze Portion WÜTENDER ist. Na denn mal ab ins Gewitter.
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Of Mice And Men reißen Türen ein, von deren Existenz niemand wusste
“Gravedancer”lässt noch kurz eine arabische Laute zu Wort kommen, bevor im schönsten Halftime losgestampft wird. Aaron Pauley growlt bedrohlich im Hintergrund, dann kurze Pause und: FEUER! Die Männermäuse treten Türen ein, von denen man gar nicht wusste, dass sie da sind. Zwischendrin kommt die arabische Laute aus dem Intro zurück, jetzt mit Riff drunter. Das funktioniert hervorragend.
“As we suffocate” kommt etwas klassischer im Metalcore-Gewand daher, Double-Bass-Gewitter, dass von derbe drückenden Riffs unterstützt wird, und der Wechsel zwischen Growls und Gesang. “Til the whole World burns away” schreit sich Pauley die Seele aus dem Leib. Hat man hier, was sich schon als Verdacht beim Titel anschlich, etwa eine Platte gemacht, die sich durch die Of-Mice-And-Men-Brille mit dem Klimawandel auseinandersetzt? Weil irgendwie geht’s doch drum: Wenn wir so weiter machen, brennt die Welt weg. Oder so ähnlich.
Of Mice And Men machen Reise zurück zu den Wurzeln
“Taste of Regret” kommt ganz ähnlich, der Gesangspart noch eine Spur eingängiger, fast poppig. Was jetzt aber langsam klar wird: Die Jungs haben auf EARTHANDSKY and Reise zurück zu ihren Wurzeln 2009 gemacht. Was das Songwriting und die Produktion betrifft, find man viele Parallelen zum selbstbetitelten Erstling. Nach dem ziemlich kommerziellen Ausflug auf “Defy” ist das oft ein Weg, den Bands nach Experimenten einschlagen. In diesem Fall geht er gut.
“Mushroom Cloud” ist tatsächlich noch einer der Ausbrecher, in manchen Momenten klingt Pauley fast nach Jon Davis, seines zeichens, Chefbrüll- und Heulboje von Korn. Schaut man kurz in die Discographie von Produzent Josh Wilbur, wird die Sache klar. Der hat die letzten Kornplatten gemischt.
Funktioniert die Band auch ohne Austin Carlie?
“Pieces” und “Deceiver/Deceived” halten das Energie- und Wutlevel. Zweiteres hat in den Strophen, was das Riff betrifft, fast so etwas wie einen Rammsteinmoment. Aber keine Sorge, hier wirrrrd kein “rrr” gerrrollt. “Earth & Sky”, das man schon als Single kannte, ist etwas sphärischer. Und wir sind bei Song Nummer sieben.
Und merken: Der Pauley, ey, der macht das so gut, man merkt wirklich gar nicht mehr, dass Austin Carlie fehlt. “Defy” hatte schon gezeigt, dass man es weiter ernst meint, weiter wütet. Aber gerade Fans, die schon länger dabei sind, waren besorgt, ob das ohne Carlies charakteristische Stimme funktioniert. Album zwei nach seinem Weggang zeigt: Das tut es!
EARTHANDSKY ist Metalcore in Reinform
“The Mountain”, “Meltdown” und “Linger” sind allesamt eher melodischerer Natur, gerade “Meltdown” macht stimmlich das Gegenteil von dem, was der Titel verspricht. Das verzeiht man Of Mice and Men aber, ist doch Pauleys Klargesang einer, der nie aufgesetzt oder langweilig wirkt.
“How to survive” schließt das sechste Album ab, man möchte fast sagen, schießt es ab. Hier wird wieder dermaßen gefeuert und geberüllt, man wundert sich fast, warum dieser Song nicht Albumopener geworden ist. EARTHANDSKY ist Metalcore in Reinform. Macht Spaß, wechselt Growls mit Gesang, Breakdowns und schön vertrackte Tempowechsel, traut sich ab und zu auch mal an ein Gitarrensolo. Gut berüllt, of Mice and Men!