Es ist mal wieder Zeit für das Album der Woche hier bei Reportink. Unser Julian hat sich dafür einmal mehr ein echtes Sahnestück herausgepickt: die neue Scheibe von Korn. Sie hört auf den Namen „The Nothing“ – was sie kann, erzählt euch Julian am besten selbst.

Die Körner sind zurück! 25 Jahre brettern, brüllen und brutzeln die Jungs aus Bakersfield nun schon ihren ganz eigenen, brachialen Sound. 1998 erreichte die Geschichte der Band mit “Follow The Leader” ihren Höhepunkt. Damals musste TRL, die wichtigste Show auf MTV zu der Zeit, ihre Regeln für Zuschauerwünsche ändern, da sich über fast ein halbes Jahr in dem Popmusikformat quasi nur Korn gewünscht wurde.

Mittlerweile ist das gesamte Korn-iversum eine halbe Stufe weniger Pop. Dafür immer noch bitterböse, wahnsinnig wütend und mit diesen Gitarrenakkorden, die so gar nicht in Peter Burschs Gitarrenbuch passen wollen.

weitere Alben der Woche bei Reportink:

Korn und das unvermeidliche MTV Unplugged

Nach dem genannten Höhepunkt durchlief die Band in den 00ern eine durchwachsene Zeit.  Gitarrist Brian “Head” Welch stieg 2005 wegen akuten Drogenproblemen aus und wurde tief gläubiger Christ. Drummer David Silveria schied 2007 aus – bis heute ist unklar, wie es zum Bruch kam. Man nahm ein vom Dubstep beeinflusstes Album auf, versuchte übergangsweise Terry Bozzio, die Schlagzeugerkrake von Frank Zappa, als Drummer anzuheuern, was komplett nach hinten los ging.

Die Band spielte ein unvermeidliches MTV Unplugged und seit dem Ausstieg von „Head“ Konzerte zu viert auf der Bühne mit einem hinter Amp-Türmen versteckten Ersatzgitarristen. Alles nicht so pralle, alles Zeichen einer Band auf der Suche nach sich selbst. 

Sänger Davis erleidet doppelten Schicksalsschlag

Nun ist “The Nothing” erschienen. Das mittlerweile 13. Album von Korn. “Head” ist seit zwei Alben wieder dabei, doch die Band musste sich an seinen Wiedereinstieg erst einmal gewöhnen, alte Konflikte noch austragen. Für Sänger Jonathan Davis war das Jahr der Produktion ein bewegtes. Seine Ex-Frau und Mutter zweier seiner Kinder starb in dem Jahr an einer Drogenüberdosis. Seine Mutter starb ebenfalls.

Sowas muss man erstmal verarbeiten. Und genau das hat er auf diesem Album getan. Wo Korn musikalisch und inhaltlich schon immer auf der düster-wütenden Seite gespielt haben, war es seit “Path of Totality”, ihrem Dubstepabenteuer, im Vergleich zu den ersten vier Alben teilweise etwas fahrig, sehr experimentell. Auf “The Nothing” sind die Bakersfielder zurück. 

Das alte Kornrezept: böse Riffs und Kinderliedmelodien

Nach dem verstörenden Intro “The End Begins” feuert “Cold”, das man bereits als Single kennenlernen durfte, gleich aus allen Rohren. Das Riff springt und beißt wie ein wütender Rottweiler, die Drums sind tonnenschwer. Und alles löst sich mitten im Gewitter in eine wunderschöne Chorusmelodie.

Das ist das alte Kornrezept: böse Riffs und Kinderliedmelodien. Und es funktioniert! “You’ll never find me” und “The Darkness is revealing” rasen ähnlich brachial nach vorne. Wir sind erst bei Song vier aber der Nacken braucht ‘ne Pause. 

Berührend und verstörend, wie es nur Korn können

“Idiosyncrasy” zieht dann tempomäßig etwas die Handbremse an. Stellenweise erinnert die Stimmung etwas an die langsameren Nummern auf “Untouchables”, einem der umstrittensten Alben von Korn. “The Seduction of Indulgence” klingt ähnlich verstörend wie das Intro zu “Issues”, “Finally Free” überrascht mit mit schwebendem Synthesizerintro und “Can you hear me” kommt mit einem der besten Kornriffs seit “Got The Life” daher.

Die Platte macht Spaß. Neben den üblichen Riffs, Schreien und Breaks kommt in den nächsten drei Nummern sogar so etwas wie Funkyness dazu. Nicht nur Bangen, auch die Hüfte wird geschwungen!

Mit “This Loss” packt Davis die zwei Verluste noch mal ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen auf den Tisch. Das berührt und verstört, wie es nur Korn können. Mit “Surrender To Failure” schließt “The Nothing” ab. Und als Korn-Fan ist man wohlig angetan. Sehr wohlig angetan. Setzt die Platte auf Repeat.