Iron Man by Sven Gnida (Foto: Dark Concepts)

Iron Man by Sven Gnida (Foto: Dark Concepts)

Liebe Freunde der Tätowierkunst,

nachdem der erste Teil dieser Serie  so sensationell bei euch ankam, präsentieren wir euch nun unseren nächsten „Tätowierer der Woche„. Diesmal ist unsere Wahl auf Sven Gnida vom Dark Concepts in Recklinghausen gefallen. Warum? Überzeugt euch einfach selbst.

Reportink: Hallo Sven, super, dass Du auch mitmachst bei unserer Aktion „Tätowierer der Woche“ hier bei Reportink. Für diejenigen unter unseren Usern, die dich vielleicht noch nicht kennen: Stell Dich doch selbst mal ganz kurz vor.
Sven Gnida: Joah, was gibts da kurz und knapp zu sagen… Ich bin 36 Jahre alt und habe vor knapp 16 Jahren angefangen, mich fürs Tätowieren zu interessieren. Von da an begann dann ein langwieriger Lernprozess, der mich mehr und mehr einnahm und zum heutigen Workaholic machte… haha. Erst 2011 eröffnete ich mein eigenes Studio „Dark Concepts“ in Recklinghausen. Ich habe den Shop die letzten 3 Jahre komplett allein betrieben und erst dieses Jahr mit einem neuen Mitarbeiter bereichert.

Wir kennen uns ja jetzt schon ne ganze Weile, und ich denke, dass Du in den paar Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht hast. Woher nimmst Du all die Inspirationen, Ideen, Themen, die man in Deinen Werken so sieht?
Sven Gnida: Vielen Dank… Ja Entwicklung ist etwas, an dem ich ständig arbeite. Ich möchte ungern auf der Stelle trampeln und dann merken, dass ich irgendwo festsitze. Ein Grossteil der Inspiration kommt von der Grundidee meiner Kunden, aus der ich dann was Neues mache. Aus diesem Grund nehme ich mir auch ausreichend Zeit, um mit dem Kunden gemeinsames Brainstorming zu betreiben. Beratungen finden also ausschließlich nach Terminabsprache und nicht zwischen Tür und Angeln statt. Ich lasse mich auch gern von anderen Künstlern, Filmen, Serien etc. inspirieren. Wenn man auf Kleinigkeiten achtet, kann man fast überall Stoff für neue Ideen finden.

„Alles was ich umsetzen kann, habe ich immer gemacht“

Eine von Sven Gnidas glücklichen Kundinnen (Foto: Angry Norman)

Eine von Sven Gnidas glücklichen Kundinnen (Foto: Angry Norman)

Wenn man Deine Kunstwerke so betrachtet, deckst Du eine unglaubliche Bandbreite ab. Black and grey, Realistic… Wer sollte wann darüber nachdenken, zu Dir zu kommen?
Sven Gnida: Ja das stimmt wohl. Alles was ich umsetzen konnte, habe ich eigentlich immer gemacht. Allerdings hat sich in den letzten 2-3 Jahren herauskristallisiert, dass es drei Themenbereiche gibt, die ich sehr gern mache und auf die ich mich in Zukunft auch mehr konzentrieren möchte. Und zwar sind es 1. die düsteren Motive wie Dämonen, Schädel etc. 2. Portraits / realistische Movie/Comic characters und 3. Tierportraits. Es geht also alles in die realistische Schiene. Ob Farbe oder black and grey spielt da keine Rolle… ich mache beides sehr gern.

Wie Du ja selbst schon andeutest, werden deine Tattoos immer ein Stück weit realistischer. Ist das etwas, dass Du als Dein persönliches Ziel ausgeben würdest? So nahe wie möglich an der Realität dran zu sein?
Sven Gnida: Es kommt immer auf das Motiv an, aber ich tendiere schon immer dazu, meine Bilder möglichst realistisch umzusetzen. Das ist auch ein Punkt, an dem ich ständig arbeite, vor allem wenn ich digital am Rechner zeichne. Da habe ich noch lange nicht das erreicht, was ich gern erreichen möchte. Das wirkt sich natürlich auch auf meine Tätowierungen aus.

Du erinnerst Dich bestimmt noch an das erste Motiv, das Du gestochen hast…
Sven Gnida: Oh ja…. Es war eine Tribalsonne unterhalb des Nackens mit Ausläufern zu den Schulterblättern. Damit hat alles angefangen…

Gibt es irgendwas, das Du auf keinen Fall tätowieren würdest? Also, entweder Motiv oder Stelle am Körper.
Sven Gnida: Ja, definitiv. Ich denke, sowas dürfte jeder haben. Jetzt mal von Motiven mit politischen Hintergründen abgesehen, tätowiere ich z.B. keine Finger wegen der bedingten Haltbarkeit. Auch das Gesicht ist für mich eine Tabuzone. Nicht, weil ich was dagegen habe, sondern weil mir die Verantwortung, jemanden an dieser Stelle zu tätowieren zu groß ist. Ebenso wie Motive die nicht meiner Stilrichtung entsprechen, wie z.B. Tribals, Traditionals etc. Da gibt es Leute, die sich auf sowas spezialisiert haben und es besser können. In diesem Fall empfehle ich dann lieber an einen Kollegen weiter.

Wie ich ja weiß, „malst“ Du in Deiner knappen Freizeit sehr geile Bilder – allerdings digital am Rechner. Warum digital, wie bist Du darauf gekommen?
Sven Gnida: Ich bin im Endeffekt durch den Illustratorenberuf auf das digitale Medium gestoßen. Die Bilder, die die Jungs und Mädels rausgehauen haben, haben mich einfach fasziniert. Ich beschäftigte mich also damit, brachte mir selbst durch klicken und üben Photoshop bei und verfiel dann recht schnell der digitalen Malerei. Man kann viel einfacher experimentieren und recht schnell grobe Konzepte erstellen, was mich auch mit Hilfe diverser Foren weitergebracht hat. Es erleichtert einem auch einige Dinge im Tätowiereralltag.

„Die Inkexplosion ist mein heimlicher Favorit“

Sven Gnida bei der Arbeit (Foto: Angry Norman)

Sven Gnida bei der Arbeit (Foto: Angry Norman)

Du bist ja nicht nur in Deinem Studio zu finden, sondern auch regelmäßiger Gast auf diversen Conventions. Hast Du da Vorlieben? Ich weiß, damit kann man sich in die Nesseln setzen, aber hast Du sowas wie ne Lieblingsconvention?
Sven Gnida: Naja, viel auf Messen bin ich ja nicht unterwegs. Ich bin ja meist nur auf 3-4 Messen im Jahr. Aber wenn ich mich jetzt mal oute muss ich gestehen, dass die Tattoo Ink Explosion in Mönchengladbach mein heimlicher Favorit ist. Bei der Messe war ich von Anfang an dabei und ich hoffe, auch in den nächsten Jahren dort regelmäßig ein Gast sein zu dürfen. Der Spiekerooger Tattootreff und die Messe in Bregenz gehören ebenfalls zu meinen persönlichen Pflichtveranstaltungen (die Messe in Bregenz fand dieses Jahr zum vorerst letzten Mal statt, Anm. d. Red.).

Was war das letzte Tattoo, dass Du Dir selbst hast stechen lassen?
Sven Gnida: Ehm, das war das Pick of destiny von Tenatious D. Das hab ich mir allerdings selber gestochen haha. Das letzte, was ich von einem anderen Tätowierer bekommen hab, ist mein rechter Unterarm von Norman aus Wesel. Das liegt aber auch schon einige Jahre zurück.

Eine Frage für die Technik-Freaks: Welche Maschine benutzt Du – und warum?
Sven Gnida: Ich arbeite mit Rotary Maschinen und teste da auch gern immer mal wieder verschiedene Hersteller. Ich arbeite schon seit längerem mit Dragonfly Maschinen und der Inkjecta Flite, womit ich aktuell sehr zufrieden bin. An den Maschinen mag ich einfach, dass sie so leicht, vibrationsarm und leise sind gegenüber den traditionellen Spulenmaschinen. An denen hab ich mehr rumgewerkelt als damit tätowiert… Aber da scheiden sich ja die Geister

Gibt es eine Frage, die Dir von neuen Kunden immer wieder gestellt wird?
Sven Gnida: Ehm ja… Momentan ist es immer die Frage, wann und wie es wieder Termine gibt, da ich seit 2 Jahren keine Aufträge mehr annehmen konnte und die Leute vertrösten musste. Nach der letzten Terminvergabe war der Kalender schlagartig 3 Jahre gefüllt. Davon sind jetzt 2 Jahre rum und es wird nächstes Jahr im April endlich wieder neue Termine geben. Neukunden müssen sich also noch etwas gedulden

Ich danke Dir, Sven, für Deine Zeit.
Sven Gnida: Ich hab zu danken!

Wer mehr von Svens aufregenden Tätowierungen sehen will, der muss sich noch bis Mittwoch gedulden. Dann gibt es Teil 1 von „Svens Lieblingsstücken“ hier bei Reportink.

Bis dahin,
Rock on

Euer Norman

Dark Concepts
Inhaber: Sven Gnida
Castroper Str. 29
45665 Recklinghausen
Telefon: 02361 9792016
E-Mail: mail@svengnida.com
Website: http://www.darkconcepts-tattoo.de
Facebook: Dark Concepts

Reportink.com Serie „Tätowierer(in) der Woche“

Tätowierer(in) der Woche #1: Kristin Schubert vom Holy Diver Custom Tattoo