Seahaven

Seahaven

Plattenreviews zu schreiben ist in der Regel eine schöne Sache. Man weiß, was einen musikalisch erwartet, freut sich drauf und ab geht die Post. Manchmal aber muss man erst eine große Hürde nehmen, ehe man Zugang zu einem Album findet. Heute war ein solcher Tag. Seahaven – ein Selbstversuch.

Ich bin ja ne ehrliche Haut. Ich hatte mir mal vorgenommen, nur über Platten zu schreiben, die mich wirklich packen, fesseln, zu 100 Prozent überzeugen. Ich bin in gewisser Hinsicht ein einfacher Geist: Musik muss mich mit den ersten drei Akkorden im Sack haben, sonst bin ich raus. Über Platten schlecht zu schreiben, das ist in meinen Augen keine große Kunst. Das gefällt mir nicht, das ist schlecht, blabla.

Aber wie so oft im Leben haben auch scheinbar unüberwindbare Mauern manchmal kleine Risse, durch welche die Sonne scheint. So auch heute. Lange habe ich mich gewehrt, auch nur etwas Gutes am neuen Album von Seahaven zu finden. Die Platte hört auf den (für mich schon zu philosophischen) Namen „Reverie Lagoon: Music For Escapism Only“ – und ist wahrlich keine leichte Kost.

„Danke, aber sowas bitte nicht mehr“

Das Intro „Fifty-Four“ erschlägt förmlich mit sphärischen Klängen und monoton anmutendem „Gesang“. Nach dem ersten Hören hätte ich hier schon gerne abgebrochen und den Leuten von Uncle M ein lieb gemeintes „Danke, aber sowas bitte nicht mehr“ geschickt. Aber genau da setzte dann doch noch der Kampfgeist ein – oder irgendwas Ähnliches, das mir sagte: Nö, davon lass ich mich nicht kleinkriegen.

Und siehe da: Mit offenem Ohr und offenem Geist wurde es besser und besser. Die Platte hat es wahrlich in sich. Sie trifft einen. Vielleicht nicht direkt ins Herz, angeschossen ist man aber allemal. „Sie nimmt sich, was sie für nötig befindet: Deine volle und hemmungslose Aufmerksamkeit“, heißt es im PR-Text. Und da muss ich zustimmen. Lässt man sich auf Seahaven ein, kommt man nur ganz schwer wieder davon los.

Die Jungs wissen, was sie tun

Spätestens, wenn man bei „Flesh“ (Song Nummer acht, Hörprobe weiter unten!) ankommt, ist klar: Die Jungs wissen, was sie tun. Da geht es plötzlich regelrecht ab. Es ist, als wache man aus einem langen Schlaf auf, ist voller Energie und will nur noch… tanzen? Naja, vielleicht nicht ganz. Aber hier werden die müden Knochen in Schwung gebracht. Das gefällt mir!

Ein Fazit zu ziehen fällt mir wirklich nicht leicht. Sollte man sich diese Platte zulegen? Diese Frage kann sich nur jeder selbst beantworten. Was man aber durchaus tun sollte, nein tun muss, ist sich dieses Album mindestens einmal anzuhören. Am besten allein, mit Kopfhörern. Und einfach mal stark sein und dranbleiben. Es lohnt sich – wirklich!!!

Keep rockin‘
Euer Norman

Band: Seahaven
Album: „Reverie Lagoon: Music For Escapism Only“
Label: Run For Cover Records
Erscheinungstermin: 28.03.2014