„Wer braucht schon Rock am Ring, wenn er Erfurt haben kann?“ Mit diesen Worten begrüßte Ingo, Frontmann der Donots, das Publikum im HsD Gewerkschaftshaus. Gemeinsam mit seinen Bandkollegen schleuderte er selbigem eine gehörige Portion energiegeladenen Punkrock um die Ohren. Neben Klassikern wie „We’re not gonna take it“ und „What ever happened to the 80s“, gab es ne waschechte Akkustik- Einlage der Gebrüder Knollmann mitten im Publikum, außerdem Crowdsurfing vom Feinsten und unzählige Zugaben. Da die Donots so begeistert waren, dass die Menge anstelle von „Zugabe“, „Hundescheiße“(aufgrund einer Frage seitens Aex) rief und somit im wahrsten Sinne des Wortes, wirklich schlafende Hunde weckte. Ingo nahm sich nach seiner Jogging-Einheit, Zeit für einen Plausch mit uns. 

VICKY:
Hi Ingo, schön dass es mit uns klappt heute! Sag mal wie kam es eigentlich zur Collaboration mit Nothington?

INGO:
Wir suchen uns immer Vorbands aus die wir mögen. Wir schauen natürlich , dass es nette Leute sind. Das weiß man zwar vorher nicht, aber so Bands wie Nothington kommen aus nem Umfeld, wo wir dann auch schon andere Bands kennen und die mit denen wir bereits auf Tour waren, haben nur gut Sachen über sie erzählt. Außerdem finde ich die letzte Platte, Borrowed Time, großartig. Das is auch so mein Joggingsoundtrack. Dementsprechend laden wir uns auch immer Bands ein, die wir mögen. Damit eben auch die Tour spannend bleibt. Natürlich isses immer schöner wenn du dir vorm Auftritt ne Band angucken kannst, die du auch gerne magst. Von daher haben wir einfach nachgefragt und die Jungs waren sofort dabei.

VICKY:
Wie wichtig ist euch denn die Nähe und Freundschaft zu anderen Bands?

INGO:
Unglaublich wichtig sogar! Weil so Touren und besonders die Nachmittage bevor die Shows losgehen, mitunter unfassbar lang sind. Da sitzt du halt einfach oft rum und drehst Däumchen. Da ist es schon schön wenn, zum Beispiel, wie ihr jetzt hier seid und man mal kurz ein Interview macht. Wir nennen das auch ganz gerne die „Falschgeldphase“. Da rennt man rum wie Falschgeld und weiß nicht, was man mit sich anfangen soll und dann ist es ganz schön wenn auch gute Leute mit auf Tour sind. Andererseits, wenn du auf so engem Raum miteinander unterwegs bist, da kann es auch ne ziemlich beschissene Zeit werden. Von daher muss Freundschaft unbedingt dabei sein. Bis jetzt hatten wir auch immer Glück, wir hatten noch keine richtige Arschlochband mit auf Tour. Kommt auch immer darauf an wie man den Leuten begegnet und ich denke wir sind da eigentlich ganz nett.

VICKY:
Kann ich auf jeden Fall bestätigen! Außerdem, stammt ihr aus Ibbenbüren, oder wie ihr es gerne nennt „Ibbtown-Rock-City“. Seid ihr sehr heimatverbunden?

INGO:
Ja im guten Sinne, nicht im kleinbürgerlichen Sinne mit Jägerzaun oder so. Naja Ibbenbüren is halt ne Bergbaustadt und viele Ibbenbürener, unter Anderem Guidos und mein Dad waren Untertage  tätig. Eben ein ganz klassischer Bergbaumann. Was wir von zu Hause mit bekommen haben, war einfach dieser Familienzusammenhalt und diese Working-Class-Mentalität. Wenn du was erreichen willst, dann mach das halt selbst, pack’s an und mach’s selbst. Also krieg den Arsch hoch. Wir haben auch ein super gutes Verhältnis zu unserer Familie und gehen da immer wieder total gern hin. Auch wenn wir nicht mehr da wohnen ich glaub das ist auch son bisschen ein Westfälisches Ding. Deine Wurzeln verlierst du nie. Wobei ich auch ganz viele Sachen an Ibbenbüren ganz fürchterlich finde, wie dieses Kleinbürgertum oder das übertriebene Christentum und sone Scheiße. Damit hab ich gar nix am Hut.

KEINE VERTRÄGE MIT DISCOPROLETEN

VICKY:
Ich hab mal gehört, ihr hattet die Wahl zwischen, Discoproll, Nazi oder Punk?

INGO: (lacht)
Ja in Ibbenbüren haben wir ja die Scheune, das ist so ein Jugendzentrum, wo viele Bands damals das Glück hatten spielen zu können. Das war im Gegensatz zu anderen Dörfern im Umkreis ne wirklich gut florierende Szene und einfach jedes Wochenende Shows. Ich hab dann irgendwann das Booking gemacht und wir haben dann Green Day so in den Anfangstagen da gehabt und Rich Kids on LSD und ne ganze Menge toller Bands. Was mich total beeindruckt hat und ich hab mich einfach viel mehr zu Hause gefühlt in dieser Art Subkultur als bei diesen Discoprolleten. Die mit ihrem getuneten Golf 2 mit Böhse Onkelz Aufkleber, sich dann irgendwie besoffen um Baum wickeln. Da hatte ich nie Verträge mit. Ich bin Mofa gefahren.

VICKY:
Wie ist das heute wenn ihr dahin kommt? Wurde schon ein Denkmal für euch errichtet?

INGO:
Ob du es glaubst oder nicht, das ist uns wirklich gerade angetragen wurden. Die wollen uns echt son Bronzedenkmal setzen, aber ich weiß überhaupt nicht ob ich das gut finden soll. Weil ich das eigentlich ziemlich bescheuert finde. Natürlich ist es ein total nettes Kompliment, aber ich denke viel wichtiger ist es sich bei der Scheune zu bedanken weil wir in den ganzen 18 Jahren immer wieder Solikonzerte gespielt haben und das Geld dann gespendet haben für neue Proberäume dort usw. Das ist also unser kleines Dankeschön, das wir da immer willkommen waren und dort unsere ersten Schritte machen durften. Aber dafür will ich kein Denkmal haben, ganz ehrlich, da finde ich es besser zu sehen wenn wieder gute Bands aus Ibbenbüren kommen. Ein Denkmal fände ich eher merkwürdig. Es gab mal vor ein paar Jahren einen CDU Bürgermeister, der uns zu Ehrenbürgern machen wollte und uns den Stadtschlüssel überreichen wollte und sone Scheiße. Da haben wir gesagt mit CDU Wahlkampf und so Zeug wollen wir nix zu tun haben, also leckt uns an die Füße. Da hatte ich auch keine Bock zu posieren, für irgendwelche Idioten die sich das dann auf die Fahne schreiben würden. Zumal er derjenige war, der die Scheune hinterrücks zu machen wollte.

VICKY:
Na das is ja ganz klasse, aber mal ganz im Gegenteil; wer waren denn die Helden deiner Jugend?

INGO:
Also ich war großer Captain Future Fan, den fand ich Wahnsinn!! Ansonsten bin ich super großer Computer- und Videospiele-Nerd. Damit hab ich nen großen Teil meiner Jugend verbracht. Bandmäßig is das eigentlich gleich geblieben. Mir geht immer noch das Herz auf, wenn ich auf ner Metallica Show bin, außerdem New Order und es vergeht kein Tag wo ich nicht The Clash oder Johnny Cash höre. Bad Religion haben es mit ner Tätowierung auf meinen Arm geschafft. Nach wie vor, bin ich auch noch großer Fan von Monty Python und alles was damit zu tun hat und ich könnte endlos weiter erzählen.

DER REST IST SO NE MISCHUNG AUS ANGST UND BIER

VICKY:
Wie wichtig sind euch politische Statements in eurer Musik?

INGO:
Ich find das schon wichtig, würde es aber nicht an die zu große Glocke hängen. Denn ich finde es gibt wenige Bands, die das richtig gut machen, und zwar auch so universal gut, dass es auch Statements sind, die du einfach so stehen lassen kannst. Bei vielen ist es mehr so Phrasenmäherei und das find ich dann wieder son bisschen platt. Natürlich halten wir auch die Flagge hoch und sagen KEIN BOCK AUF NAZIS und unterstützen das auch, aber dazu musst du nicht zehn oder zwölf Lieder schreiben. Da reicht es auch einmal auf’n Tisch zu hauen und zu sagen: „Verpisst euch!“ weißte. Daher ist es uns wichtiger eher so zeitnahe Sachen zu unterstützen oder Aktionen wie, Rock against Bush Vol. 2 zum Beispiel. Da hab ich nen Song für geschrieben, die wollten damals eigentlich nur amerikanische Bands drauf haben, aber der Song kam so gut an, dass er am Ende mit auf den Sampler kam. Oder mit AntiFlag haben wir zusammen nen Song gegen den Irakkrieg aufgenommen, wir unterstützen Kein Bock auf Nazis, ATTACK, Peta2 usw. Aber ich renn jetzt nicht los und spring Leuten mit dem bloßen Arsch voran ins Gesicht.

VICKY:
Wo wir wieder bei der Westfälischen Mentalität wären, nicht qutaschen, machen!

INGO:
Ja genau, wir werden auch ganz oft nach Solishows gefragt. Also wenn es danach ginge könnten wir nur noch Benefizkonzerte spielen, weil wir jeden Tag so viele Anfragen bekommen. Aber wir können gar nicht allen nach kommen. Momentan unterstützen wir 4 Pfoten, das ist ne Organisation die sich für Straßenhunde einsetzt und die Rettung von aussterbenden Bärenarten. Und wenn wir jetzt auf Konzerten Leute auf die Gästeliste schreiben, halten wir sie schon an, einen kleinen Obulus zu spenden.

VICKY:
Stichwort Peta2, wärst du bereit dich für deren Kampagne „INK NOT MINK“ nackig zu machen?

INGO:
Grundsätzlich alles was hilft, ich finde es ist ne super Sache. Wichtig ist überhaupt was zu tun.

VICKY:
Angenommen du hättest die Macht auf einen Schlag politisch etwas zu ändern, was wäre das?

INGO:
Ich würde auf einen Schlag sofort, sämtliche, in irgendeiner Weise, rechts angehauchten Parteien so was von verbieten. So wie es strafrechtlich so sehr verfolgen, dass sich nicht die kleinste Verbindung erschließen könnte. Außerdem würde ich ganz schnell jegliche Verbindung von Kirche und Staat kappen.

VICKY:
Kurz noch zur aktuellen „Wake the Dogs Tour“, wie lautet deine Prognose?

INGO:
Wir haben gestern und vorgestern die ersten beiden Shows gespielt und die waren der helle Wahnsinn!! Gestern war total super, ich glaub heute wird’s ein bisschen kleiner und überschaubarer von der Anzahl an Leuten, aber muckelig wird’s trotzdem. Außerdem machen wir uns auf dieser Tour unfassbar viel Mühe mit den Setlisten und spielen jeden Abend ne neue Setliste. Der Rest ist glaub ich sone Mischung aus Angst und Bier.

VICKY:
Welch Mega Zusammenfassung !! Zum Ende, was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

– Discoproll:
große Kultur in Ibbenbüren, ich war nie Teil davon. Und ich will nicht so werden!

– Hundepension:
Meine absolute Idee für meinen Altenteil.Mach ich später auf, ich hab nen ultragroßen Hundeschaden und erst neulich hat mir der Nicky von Jupiter Jones auf meinen Einwand ein Foto von seinem Welpen gepostet und ich hab nur geschrieben: her damit, und alle anderen Hunde auch!! Mein Herz ist eine Welpenkiste!

– Castingshows:
Ist eine Welt, die für mich uninteressant ist. Existiert für mich nicht. Ich werd es mir nie anschauen, hab meine Plattensammlung zu Hause, das reicht mir.

– Ruhm und Ehre:
Ich brauch sowas nicht, ich bin froh wenn ich einfach mit der Band unterwegs sein kann, dass reicht mir.

– Der Wendler:
Ich find es großartig, dass er sich selbst auch als „Der Wendler“ in Interviews bezeichnet. Soviel geb ich ihm, der Rest ist mir ziemlich egal. Ich glaub ich fang jetzt an und nenn mich nur noch „Der Knollmann“ und der Der Knollmann, sagt danke an den Wendler, für das DER im Namen.

– Die Donots:
Sind meine Familie, die Hälfte meines Lebens und dürfen gerne nochmal 18 Jahre alt werden!

Vielen lieben Dank für dieses lustige und super nette Interview und einen riesen Dank an unseren Gastfotografen Timo!

www.schwede.fotograf.de
www.donots.de