Die Wüstensitzung ist wieder da! Josh Homme, seines zeichens Kopf von Queens of the Stone Age (QOTSA), Teil der Supergroup Them Crooked Vultures (zusammen mit Dave Grohl von den Foo Fighters und John Paul Jones von Led Zeppelin) und musikalisch offensichtlich immer noch nicht ausgelastet, hat sie wieder alle gerufen. Unser Album der Woche!

Freunde, Bekannte, musikalische Idole zu den Desert Sessions. Seit 1997 waren unter anderem  PJ Harvey, Nick Oliveri (Ex-QOTSA), Mark Lanegan, Ben Shepherd (Soundgraden), Josh Freese (A Perfect Circle) und Troy Van Leeuwen (QOTSA) dabei. Seit 2003 und den Ausgaben neun und zehn war es allerdings still geworden um Die Desert Sessions. Bis jetzt. Ab in die Wüste!

Kleiner, eiernder Synthesizer eröffnet die Desert Sessions

Es geht los mit “Move Together”. Ein kleiner, eiernder Synthesizer eröffnet den Ritt in die Mojavewüste. Der Jamcharakter, der alle Desert Sessions geprägt hat, durchdringt alles. Lange Passagen, bei denen man merkt, dass die beteiligten Musiker sich von der gemeinsamen (sicherlich nicht ganz nüchternen) Session haben mitreißen lassen. Dann “Noses in Roses, Forever”. Ein astreiner QOTSA-Song, könnte von Era Vulgaris sein.

Aber der Grundcharakter der Desert Sessions ist im Vergleich zu QOTSA-Songs offener, verspielter, verschwommener – mehr LSD, weniger Speed. In welche Rosen da wer seine Nasen für immer steckt, bleibt zwar kryptisch und unbekannt, ist aber auch egal. Wer zum Farbensehen in die Wüste fährt, der ist da eben auf einer ganz, ganz anderen Bewusstseinsebene. Bei aller Verspieltheit hat der Song aber auch noch ordentlich Groove. Was sich beim Albumopener schon in leicht verschämtem Hüftenschwingen geäußert hatte, wird jetzt vollends zum Arschwackler. 

Von Mantra bis Hippiehymne auf dem Album der Woche

“Far East for the Trees” packt das Mantra aus. Man fühlt sich ein wenig in die Indienphase der Fab Four versetzt, meint fast George Harrison an der Sitar zu erkennen. Nach kurzer Recherche stellt sich Primus-Kopf Les Claypool als Gast heraus. Na das muss doch dann aber schön schräg werden! Gesungen wird gar nicht, stört aber auch nicht. Augen zu und mitgeflogen.

“If You Run” wird dann vollends zur Hippiehymne. Das Lied könnte genauso gut bei den Trip-Szenen von “Fear and Loathing in Las Vegas” laufen. All das Geschwebe wird Homme dann aber zu viel, “Crucifire” wirbelt ordentlich Würstenstaub auf. Scissor Sisters-Frontmann Jake SHears, Royal Blood-Sänger Mike Kerr und Matt Sweeney, der lange mit Iggy Pop zusammenarbeitete, feuern, was das Zeug hält. “Chic Tweetz” ist dann der eine, völlig in seiner eigenen Weirdness verschwundene Song, der auf keinem QOTSA- und erst recht keinem Desert-Session-Album fehlen darf. Man weiß nicht so recht, ob man weiterskippen, lachen, sich am Kopf kratzen oder den Song so lange in Dauerschleife hören soll, bis er zum Lieblingslied wird.

Im offenen Cabrio an Kakteen und zwielichtigen Gestalten vorbei brettern

“Something You Can’t See” kommt dann schon wieder spacig daher, ist aber eine ganze Spur gerader als “Chic Tweetz”. Schön wüstig, staubig, im offenen Cabrio bei Mondschein an Kakteen, Lagerfeuern und zwielichtigen Gestalten vorbei brettern. So muss das. “Easier Said then Done” schließt dann die elfte und zwölfte Ausgabe der Desert Sessions ab.

Josh Homme lässt ordentlich seinen 70er-Bowie raushängen. Überraschend, wie ähnlich die Stimmen in einigen Momenten sind. Langsam geht nach fünf Tagen Wachsein die Sonne auf, man hat alles erlebt, gefühlt und vergessen, was ins Universum passt, Homme hat uns mitgenommen. Wir sind es auch ein bisschen. Aber mindestens noch einmal müssen wir uns die Platte anhören. Und dann vielleicht nochmal. Und vielleicht dann auch noch zehn Mal. Man weiß ja nie.