In sechs (!) Tagen ist Weihnachten. Wer keinen Bock hat auf „Last Christmas“ und ähnliche Scherze, dem können wir nur „Northern Lights“ von Watch Out Stampede ans Herz legen, unser Album der Woche. Warum? Das soll euch mal schön der Julian erzählen.
Weihnachtszeit, besinnliche Zeit. Ein Lichtlein brennt, dann zwei, dann der Tannenbaum, dann der Hass auf den Verwandtschaftsbesuch, auf Weihnachtsfeiern mit Glühweinexzessen und Helene-Fischer-Polonaise, auf die ewigen Weihnachtshymnen im Büroradio von Wham! und Mariah Carey.
Gut, dass es mit “Northern Lights” von Watch Out Stampede da eine hervorragende Möglichkeit gibt, dieser sinnlosen Besinnlichkeit mit Pauken und Trompeten entliehen zu können. Na denn mal los, den Nordlichtern hinterher.
So gehört sich Metalcore!!!
“Midas” eröffnet den Feuersturm, so gehört sich Metalcore, zwischen Growl und Gesang, Halftime und Hammertime ist hier bereits alles im Paket dabei. Mal melodisch, mal bitterböse ballernd, schafft der Song eine fast perfekte Mischung zwischen gesungenen und geschrienen Parts, nie wird es langweilig oder zu vorhersehbar. “Wolfpack” ist dann einen Tick braver, dafür hymnischer. Trotzdem mit so viel Wut im Bauch und so viel Energie, man kommt im tagträumen kaum aus dem Moshpit.
“Do you ever feel the urge to scream out loud what you think” – liebe Watch Out Stampede, das trifft den Nagel auf den Kopf, spricht dem Alltagsfrust aus der Seele! “I am here” ist nochmal ein Schippchen Rage oben drauf, erstaunlich, dass da noch Luft nach oben ist. Der nächste Song “Pledge” ist ähnlich hymnisch wie “Wolfpack”, hat aber ein Double-Bass-Gewitter dazu im Gepäck, das jede Besinnlichkeit zerschießt. Gut so.
Watch Out Stampede sind unbarmherzig
Man hofft ein bisschen, mal kurz durchatmen, dem Nacken eine Pause gönnen zu können, aber die Bremer sind unbarmherzig, auch “Leave” hat die bekannten Wechsel zwischen Breakdown und Ballade im Gepäck, dabei sind die Melodien aber eingängig genug, die Struktur überraschend genug und die Texte so persönlich, dass nichts beliebig wirkt. Und wir sind erst bei Song 5.
Und so geht es weiter. “Follower” feuert, “Ultra Magnus” ist keine neue Eissorte, sondern düstere Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen, “Unfaithful” und “Unheard” sind noch mal so voller Wut, voller Energie, jede Adventskerze wird mit Schalldruck 130 Dezibel ausgeblasen.
Mit “Summiteer” und “Farewell” endet “Northern Lights” dann. Aber nix Besinnlichkeit, Innehalten, Versöhnen. Auch im letzten Song, bis zur letzten Sekunde sind Watch Out Stampede auf Wut gepolt. Genau richtig für diese Zeit. Na denn, bedrohliche Weihnachten.