Slipknot, Killswitch Engage, Korn – von diesen Bands kamen unsere vergangenen drei Alben der Woche. Bands, die quasi jeder kennt und die Musik machen, die auch jeder kennt. In dieser Woche geht unser Julian einen anderen Weg. Die Band: The Hu. Das Album der Woche: The Gereg.
Wer? The Hu? Schreibt man die nicht anders? Waren das nicht “Generation” und “Behind Blue Eyes”? Alt gewordene Rocklegenden, die es mit Mitte 70 noch mal wissen wollen? Müssen? Weit gefehlt. Zugegeben, der Name ist, vor allem, wenn man ihn nicht vor sich sieht, äußerst irreführend.
Wüstenrock aus der Mongolei mit ordentlich Wumms
Und selbst dann denkt man vor dem Anhören, das man es hier vielleicht mit einer besonders “lustigen” deutschen “The Who”-Coverband zu tun hat. Es lohnt sich sehr, dieses Missverständnis aufzuklären. The Hu sind aus der Mongolei. Und mischen Wüstenrock mit traditionellen Melodien und Instrumenten aus ihrer Heimat. Mit ordentlich Wumms.
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Und weil man harte Gitarren mit Maultrommeln, Pferdekopfgeigen und dem aus der Region so bekannten Kehlkopfgesang (unter anderem auch bekannt als Khoomei) mischt, hat man sich auch gleich ein eigenes Genre ausgedacht: Hunnu Rock (Hunnen-Rock). Es passt auch, das nicht einfach unter Hard-/Wüsten-/Classic-/XYZ-Rock einzuordnen, da durch diese Mischung etwas vollkommen Neues entsteht.
Nummer eins der amerikanischen Billboard Hard Rock Digital Song Sales Chart
Noch kurz zur Band, bevor wir uns auf den Ritt begeben. 2016 hat der mongolische Produzent Dashka in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, eben diese Idee, traditionelle mongolische Elemente mit Rockmusik zu mischen und sucht sich vier Musiker für eine Band zusammen: Gala (Gesang), Jaya (Gesang), Temka (Mongolische Gitarre) und Enkush (Kehlkopfgesang, Morin chuur – mongolische Pferdekopfgeige).
Man macht sich ans Produzieren und bringt im Herbst 2018 die ersten Singles “Yuve Yuve Yu” und “Wolf Totem” auf YouTube raus. Innerhalb eines halben Jahres werden beide über 33 Millionen Mal angesehen, “Wolf Totem” landet auf der Nummer eins der amerikanischen “Billboard Hard Rock Digital Song Sales Chart”. Der Hype ist da.
Geige, Drums, knarzende Gitarren und ein famos düsterer Bass
Fertig mit der Geschichtsstunde, Lauscher aufgestellt, wir stürzen in “The Gereg”. Übrigens der Name des ersten mongolischen Reisepasses aus dem 13. Jahrhundert, eingeführt von einem gewissen Dschingis Khan. Mystisch, maultrommelnd und treibend geht es los. Geige und düsterer Gesang wechseln sich ab, die Drums, die knarzenden Gitarren und ein famos düsterer Bass versetzen einen sofort in die mondbeschienene Wüste im Cabrio, leicht in Trance, leicht einen sitzen, stundenlang weiter so.
“Wolf Totem” geht noch leicht verstörend mit der mongolischen Pferdekopfgeige los, dann kommt er wieder, der düstere Gesang. Man hat nicht die leiseste Ahnung, wovon The Hu singen. Aber es reißt trotzdem mit, wird nicht eintönig. Bei diesem Song zeigt sich auch, dass Hunnu Rock nicht schnell sein muss, um ordentlich zu drücken. Irgendwo zwischen Saloonschießerei in Zeitlupe und Abspann eines Tarantino-Westerns wippt man, nickt man, Spaß macht das.
Erinnerungen an „Enter Sandman“: Langweilig wird hier nix
Auf den nächsten Songs “The Great Chinggis Khan” und “The MOther of Swan” geht es auch noch etwas verhaltener zu, aber nicht minder atmosphärisch. “Shoog Shoog” legt dann wieder ordentlich los. Man meint fast, in den Geigenarrangments rund um die Drum- und Basswalze sogar irische Folklore erkennen zu können. Und zwischendurch ein Chorus, der an Metallicas “Enter Sandman” erinnert. Langweilig wird hier nix.
Nach “The Same”, das auch wieder eher langsam daher kommt, bringt “Yuve Yuve Yu” die Stimmung zum Kochen. Und sehr faszinierend: trotz des manchmal sehr fremd in den europäischen Ohren klingenden Mongolisch gibt es immer wieder echte Mitsingmomente. Ein mongolischer Ohrwurm, wer hätte das gedacht. Mit “Shireg Shireg” und “Song of Women” endet das Album schön düster und schön drückend.
Zeit zum Texte lernen: Tour im Januar
Wer The Hu im Sommer auf einem ihrer Clubkonzerte oder auf Festivals wie Rock am Ring erleben durfte, gehört schon zum Kreis der Eingeweihten. Live sind die vier, die, damit auch wirklich jedes Instrument gespielt werden kann, noch vier Gastmusiker dabei haben, also zu acht sind, eine Macht. Die Band kommt im Januar auf Tour nach Europa. Bis dahin bleibt Zeit, die Texte nachsingen zu lernen.
Jan 15: Hamburg Grünspan
Jan 16: Aarhus Fonden Voxhall, Dänemark
Jan 18: Oslo Rockefeller Music Gall, Norwegen
Jan 19: Stockholm Vasateatern, Schweden
Jan 20: Gothenburg Pustervik, Schweden
Jan 22: Berlin Kesselhaus
Jan 24: Wroclaw Pralnia, Polen
Jan 25: Warsaw Palladium, Polen
Jan 27: Prague Lucerna Music Bar, Tschechien
Jan 28: Vienna Flex, Österreich
Jan 30: München Technikum
Jan 31: Zurich Komplex 457, Schweiz
Feb 02: Köln Die Kantine
Feb 03: Paris Trianon, Frankreich
Feb 05: Amsterdam Melkweg, Niederlande
Feb 06: Antwerp Zappa, Belgien
Feb 08: Brighton The Haunt, Großbritannien
Feb 10: Bristol O2 Academy, Großbritannien
Feb 11: London Electric Ballroom, Großbritannien
Feb 12: Manchester O2 Ritz, Großbritannien
Feb 14: Glasgow The Garage, Großbritannien
Feb 15: Belfast Limelight, Großbritannien
Feb 16: Dublin The Academy, Irland