Chuck Ragan beim Gig im Berliner SO36 (Foto: BonnyGraphy)

Chuck Ragan beim Gig im Berliner SO36 (Foto: BonnyGraphy)

Der Mann mit den wilden Locken und der unverwechselbaren Reibeisenstimme schlägt mit seinem neuen Album „Till Midnight“ etwas ruhigere Töne an. Vicky traf ihn in der Kreuzberger Institution SO36 und fand wichtige Dinge über echte Freunde, Musik,Familie und die Hass-Liebe zum Touren heraus.

VICKY: Bitte beschreib uns dein neues Album, „Till Midnight“ in einem Satz.
CHUCK: Oh das ist gar nicht so einfach. Es ist ein stärkeres, optimistischeres, kraftvolles Album was wir jemals mit einer Gruppe von wundervollen Menschen aufgenommen haben.

VICKY: Das habe ich absolut genauso empfunden beim Hören. Woher nimmst du all diese positive Energie?
CHUCK: Das meiste kommt von meiner Frau, meinen Freunden und meiner Familie. Eben von den Menschen die mich umgeben. Ich ziehe aber aus vielen Dinge gute Energie, auch auf der anderen Seite dieses Zimmers, alles was das ganze Team tut, nicht nur die Band sondern wirklich jeder, der ein Teil hiervon ist. Man braucht ein ganzes Dorf um ein Album wie dieses auf die Beine zu stellen. Jeder der in dieses Projekt involviert war, war einfach zu 100% dabei und brachte eine Menge Optimismus mit.

ES WAR WIE EIN TIEFER ATEMZUG FRISCHER LUFT

VICKY: Du lebst auf einem wunderschönen Stück Erde mit deiner Frau und deinen beiden Hunden. Wo hast du zuvor gelebt?
CHUCK: Ich lebe da jetzt seit 7 Jahren. Vorher lebte ich in Los Angeles, ich mochte es da nicht wirklich aber ich lernte damit umzugehen. Immerhin tat ich es für meine zukünftige Frau. Ich liebe es verrückte Dinge für sie zu tun, wie zum Beispiel einfach nach Los Angeles zu ziehen. Wir waren 5 Jahre dort und es war cool, denn sie zeigte mir eine ganz andere Seite der Stadt. Dann entschieden wir, dass wir genug von LA haben und zogen aufs Land. Um runter zu kommen und durchatmen zu können.

VICKY: Du hast eine große Leidenschaft, das Fischen. Was hälst du von der ganzen James Hetfield Bärenjagd Sache, wo liegt der Unterschied?
CHUCK: Weißt du ich mag das Fischen nicht unbedingt als solches. Ich liebe es in der Natur zu sein und runter zu kommen. Natürlich mag ich es auch, aber nicht um zu töten. Es ist eine sehr gute Frage, denn ich möchte wirklich, dass die Leute meinen Standpunkt verstehen und warum das mein Hobby ist. Für mich ist es so viel mehr als die meisten denken. Bei meinen Großeltern mütterlicherseits, wuchs ich damit auf. Sie jagten, angelten und bauten ihr Essen selbst an. Sowas kenne die meisten gar nicht. Viele sehen Fisch oder was auch immer, im Supermarktregal und gehen jeden Tag wortlos daran vorbei. Aber wenn sie jemanden sehen, der ein Huhn, welches aus eigener Hand aufgezogen und gefüttert wurde, benutzt wird um die Familie zu ernähren, ist es plötzlich ein Problem. Ich verstehe natürlich wenn jemand kein Fleisch essen möchte. Meine Frau ist Veganerin und wir haben zwei Kühlschränke. Jetzt kannst du dir die Dynamik bei uns zu Hause vorstellen (lacht). Aber ich verstehe ihren Standpunkt absolut und ich esse und koche wirklich mehr vegan als mit Fleisch. Es wäre einfach eine wunderbare Sache wenn die Menschheit eine gesunde Balance finden würde.

DIE EHE IST NICHT IMMER EIN BETT MIT ROSEN

VICKY: Was ist deine größte Angst?
CHUCK: Ich denke, meine geliebten Menschen zu enttäuschen.

VICKY: Erzähl uns doch bitte dein Geheimnis einer „perfekten“ Ehe.
CHUCK: Im Oktober sind wir 10 Jahre verheiratet und es nicht immer ein Bett mit Rosen. Es bedeutet Arbeit und zwar von beiden Seiten jeden Tag. Hier kommt wieder das magische Wort Balance zum Einsatz. Ich lebe kein normales Leben mit Aufstehen, arbeiten gehen und zurückkommen zum Abendessen. Teilweise bin ich 4 Wochen weg, 1 Woche wieder da und das wirklich oft. Was echt hart für uns ist. Das Geheimnis ist einfach nicht aufzuhören daran zu arbeiten, die Balance zu finden und zu realisieren wenn man selbstsüchtig wird.

ES IST OFT HART NICHT ZU HAUSE SEIN ZU KÖNNEN

VICKY: Ich kann mir gut vorstellen, dass dir viele Leute Honig um den Bart schmieren. Wie unterscheidest du wirkliche von falschen Freunden?
CHUCK: Das ist eine sehr wichtige Frage. Klar gibt es viele Leute die dir Komplimente machen und es ist ein Segen so etwas zu bekommen. Aber für mich ist es wichtig nicht alles zu glauben. Sonst ist man mit dem Kopf ganz woanders. Ich bin ein Mensch und mache viele Fehler, aber ich arbeite hart und versuche mein Bestes. Viele machen „Stars“ oder Leute in den Medien einfach größer als das was sie sind. Die Wahrheit ist, ich bin nicht wirklich so cool, eben ein ganz normaler Typ, der sogar ein richtiges Arschloch sein kann. Nicht mit Absicht aber hey, ich bin ein Mann (lacht). Dennoch habe ich viele wundervolle Enge Freunde. Die mich wirklich kennen.

Liebe Grüße,
Eure Vicky

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